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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

U-Untersuchung für Kinder PLUS Eltern beim Pädiater zur Förderung der kindlichen Entwicklung mit Impuls aus frauenärztlicher Schwangerenvorsorge/UPlusE – Evaluation einer neuen Versorgungsform

Meeting Abstract

  • Ulrike Stentzel - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Neeltje van den Berg - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Sarah Kittel-Schneider - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • Anna Friedmann - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Ina Nehring - Lehrstuhl für Sozialpädiatrie, Technische Universität München, München, Deutschland
  • Katharina Kuscher - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum Nürnberg Süd, Universitätsklinikum der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Nürnberg, Deutschland
  • Susanne Simen - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum Nürnberg Süd, Universitätsklinikum der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Nürnberg, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf273

doi: 10.3205/23dkvf273, urn:nbn:de:0183-23dkvf2733

Published: October 2, 2023

© 2023 Stentzel et al.
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Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Nicht selten leiden (werdende) Mütter/Väter rund um die Geburt an psychischen Belastungen (z.B. Depression). Betroffen sind bis zu 15% der Mütter und 5% der Väter in der Peri-/Postpartalzeit. Ein guter Start ins Leben kann durch eine psychische Erkrankung eines Elternteils erheblich belastet werden. Eine frühzeitige Behandlung reduziert individuelles Leiden, verbessert die Elternfähigkeit und reduziert Folgekosten für das Gesundheitssystem. Ohne Behandlung steigt der Leidensdruck der Mütter/Väter häufig an. Diese Depressionen können zwar gut behandelt werden, es werden aber noch zu wenige Betroffene erkannt und behandelt. Unbehandelt können die Depressionen chronifizieren. Deshalb ist ein regelmäßiges Screening während der Schwangerschaft und im ersten Jahr nach der Geburt sinnvoll.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel: Verbesserung der psychischen Gesundheit von Familien in der Peri-/Postpartalzeit durch Früherkennung und frühe Behandlung psychischer Belastungen. Stigmatisierung soll abgebaut werden. Empfehlungen zur Umsetzung und Finanzierung der neuen Versorgungsform in der Regelversorgung sollen abgeleitet und definierte Leistungen flächendeckend eingeführt werden. Hypothesen:

1.
Es kommen mehr Eltern mit Symptomen peri-/postpartaler Depressionen und/oder Hinweisen für psychosoziale Belastungen bis zur U6 in Behandlung/Beratung (primärer Endpunkt).
2.
Betroffene zeigen am Projektende weniger depressive Symptome und eine bessere Eltern-Kind-Beziehung.
3.
Das Projekt ist in der Breite umsetzbar und wird von Behandlern und Eltern angenommen.

Methode: Clusterrandomisierung der teilnehmenden Praxen in Interventions- und Kontrollgruppe (erhält TAU). Digital über eine Praxis-App gestützte gynäkologisch-pädiatrisch-psychiatrisch/psychosomatisch/psychotherapeutische Intervention unter Einbeziehung der Frühen Hilfen zur strukturierten, interdisziplinären, sektoren- und fächerübergreifenden Versorgung von Familien in der Peri-/Postpartalzeit. Die Routineuntersuchungen der Regelversorgung werden am Ende der Schwangerschaft und bei U3-U6 um ein standardisiertes Screening nach depressiven Symptomen/psychosozialen Belastungen der Eltern erweitert. Bei positivem Screening werden Betroffene bedarfsgerecht interdisziplinär an Psych-Behandler/Frühe Hilfen* weitergeleitet. Die Nutzung digitaler Strukturen verringert den Zeitaufwand und ermöglicht sektorenübergreifende Vernetzung.

Ergebnisse: Start des Projekts: 01.08.2023. Screening- und Interventionsphase: 02/24 – 04/2026, Screening von 10.000 Familien. Evaluationsphase: 02/25 – 10/26.

Implikation für die Versorgung: Derzeit besteht noch eine ausgeprägte Unterdiagnostik und Untertherapie von elterlichen psychischen Belastungen. Die (digitale) Vernetzung von Gynäkologen, Pädiatern, Psych-Behandlern und „Frühen Hilfen“ soll eine komplexe fach- und sektorenübergreifende Versorgung ermöglichen. Zudem unterstützt dieses digitale Verfahren die Ärzte in ihrer Verpflichtung, im Rahmen der Kinder-Richtlinie den Bedarf an Unterstützungsleistungen für die Eltern zu erheben und ggf. über regionale Unterstützungsangebote zu informieren.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF22115