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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Diskriminierungserlebnisse von Patient*innen mit komorbiden psychischen Erkrankungen in der somatischen Versorgung?

Meeting Abstract

  • Sophie E. Groß - LVR-Institut für Forschung und Bildung, Köln, Deutschland
  • Lara Schlomann - LVR-Institut für Forschung und Bildung, Köln, Deutschland
  • Careen Ritschel - LVR-Institut für Forschung und Bildung, Köln, Deutschland
  • Jürgen Zielasek - LVR-Institut für Forschung und Bildung, Köln, Deutschland; LVR-Klinikum Düsseldorf, Deutschland
  • Valerie Droste - LVR-Institut für Forschung und Bildung, Köln, Deutschland
  • Michaela Jänner - LVR-Klinikum Düsseldorf, Deutschland
  • Jürgen Medenbach - Techniker Krankenkasse – Landesvertretung NRW, Düsseldorf, Deutschland
  • Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank - LVR-Institut für Forschung und Bildung, Köln, Deutschland; LVR-Klinik Köln, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf188

doi: 10.3205/23dkvf188, urn:nbn:de:0183-23dkvf1886

Published: October 2, 2023

© 2023 Groß et al.
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Text

Hintergrund: Die Versorgung von Menschen mit somatischen und komorbiden psychischen Erkrankungen kann eine Herausforderung in der Versorgung darstellen. Die vom gemeinsamen Bundesausschuss mit einer Laufzeit von 4 Jahren (1. Juli 2020 bis 30. Juni 2024) geförderte SoKo-Studie (Somatische Versorgung von Patient*innen mit psychischer Komorbidität) hat zum Ziel, den aktuellen Stand der Versorgung sowie Förderfaktoren und Barrieren in der somatischen Versorgung von Menschen mit psychischer Komorbidität aus Sicht von Versorgenden und Patient*innen zu ermitteln. Unter anderem untersucht SoKo die unterschiedlichen Dimensionen der Stigmatisierung bei psychischen Erkrankungen im Rahmen der somatischen Versorgung.

Fragestellung: Im vorliegenden Beitrag fokussieren wir uns auf die Frage, ob sich Patient*innen mit einer Komorbidität psychischer und somatischer Erkrankungen in der somatischen Versorgung diskriminiert fühlen.

Methode: Die Studie wird als Mixed-Methods-Studie durchgeführt. Die Analysen beruhen einerseits auf (a) qualitativen Einzelinterviews mit Patient*innen (n=49) und (b) darauf aufbauend einer quantitativen Befragung von Versicherten der Techniker Krankenkasse, NRW (n=2.590). Mittels deskriptiver Verfahren sowie logistischer Regressionsanalysen wurden Zusammenhangsanalysen durchgeführt.

Ergebnisse: Es zeigten sich signifikante Korrelationen von Diskriminierungserfahrungen mit der Komorbidität einer psychischen und somatischen Erkrankung sowie der Anzahl an psychischen oder somatischen Erkrankungen. In Zusammenhangsanalysen konnte der signifikante Effekt auch unter Hinzunahme soziodemographischer Kontrollvariablen wie Alter und Geschlecht bestätigt werden. In den qualitativen Interviews wurden psychische Beschwerden seitens der Patient*innen teilweise als nicht gleichwertig zu somatischen Beschwerden wahrgenommen (Selbststigmatisierung). Entsprechend werden zum Teil psychische Beschwerden nicht offengelegt, weil Stigmatisierung befürchtet wird. Auch berichteten Patient*innen, dass ihre somatischen Beschwerden von Hausärzt*innen als psychosomatisch gedeutet werden, wenn eine psychische Erkrankung bekannt ist. Indem somatische Beschwerden durch Ärzt*innen aus Sicht der Patient*innen nicht (mehr) ernst genommen werden, sobald psychische Erkrankungen bekannt werden, geschieht Fremdstigmatisierung.

Diskussion: Die Ergebnisse liefern Hinweise auf Diskriminierungserlebnisse seitens der Patient*innen mit psychischer und somatischer Komorbidität in der medizinischen Versorgung.

Implikationen für die Versorgung: Weitere Analysen sollen den Zusammenhang zwischen Diskriminierungserlebnissen und der Komorbidität bestimmter somatischer und psychischer Erkrankungen näher untersuchen. Schließlich sollen auf Grundlage der Ergebnisse langfristig Maßnahmen zu einer Entstigmatisierung dieser vulnerablen, multimorbiden Patient*innen abgeleitet werden.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF19052