gms | German Medical Science

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Erfahrungen zur aktuellen Umsetzung von Dimensionen von Personenzentrierung in der psychosozialen und medizinischen Versorgung bei unbeabsichtigter Schwangerschaft in Deutschland: Die Perspektive von Betroffenen

Meeting Abstract

  • Jördis Zill - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Alica Schellhorn - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Anastasia Izotova - Nic Waals Institutt, Oslo, Norwegen
  • Anja Lindig - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf098

doi: 10.3205/23dkvf098, urn:nbn:de:0183-23dkvf0985

Published: October 2, 2023

© 2023 Zill et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Personenzentrierung (PZ) in der Versorgung von unbeabsichtigt Schwangeren bedeutet, die Präferenzen, Bedarfe und Werte der Schwangeren in den Fokus zu stellen. Wenn unbeabsichtigt Schwangere den Wunsch haben, die Schwangerschaft abzubrechen, sind sie hingegen oft mit Hürden durch gesetzliche Regelungen, Stigmatisierungen und einen Mangel an Gynäkolog:innen, die Abbrüche durchführen, konfrontiert. In Deutschland ist die Umsetzung von PZ in der Versorgung von unbeabsichtigt Schwangeren bisher kaum erforscht.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel dieser Studie war es, die positiven und negativen Erfahrungen in der psychosozialen und medizinischen Versorgung sowie die Wünsche an eine optimale Versorgung anhand von Dimensionen der PZ aus der Perspektive von Betroffenen einer unbeabsichtigten Schwangerschaft zu evaluieren.

Methode: Betroffene, die in innerhalb der vergangenen fünf Jahre eine unbeabsichtigte Schwangerschaft abgebrochen haben, nahmen an telefonischen Interviews teil. Mittels eines semi-strukturierten Interviewleitfadens wurden sie zu ihren Erfahrungen in der psychosozialen und medizinischen Versorgung befragt. Audioaufnahmen der Interviews wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Dafür wurden deduktive Kategorien basierend auf den 16 Dimensionen des Integrativen Modell der PZ gebildet und mit induktiven Kategorien ergänzt. Zusätzlich wurden Daten zur Soziodemografie und zur unbeabsichtigten Schwangerschaft erhoben und deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 34 Betroffene an den Interviews teil. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Dimensionen „Zugang zur Versorgung“, „Personenzentrierte Eigenschaften der Beratenden/Behandelnden“, „Emotionale Unterstützung“ und „Persönlich zugeschnittene Informationen“ besonders häufig genannt wurden. Weitere induktive Kategorien wie z.B. „Stigmatisierung in der Versorgung“ und „Soziale Unterstützung“ wurden identifiziert. Finale Ergebnisse werden auf dem Kongress präsentiert.

Diskussion: Die meisten Dimensionen von PZ werden in der Versorgung von unbeabsichtigt Schwangereren als nicht ausreichend umgesetzt empfunden. Gleichzeitig wünschen sich Betroffene besserer Unterstützung. Für unbeabsichtigt Schwangeren mit dem Wunsch nach einem Schwangerschaftsabbruch bestehen in der deutschen Gesundheitsversorgung zahlreiche Hürden. Diese verringern die Personenzentrierung und damit eine qualitativ hochwertige Versorgung von Schwangerschaftsabbrüchen.

Implikation für die Versorgung: Für eine personenzentrierte Versorgung unbeabsichtigt Schwangerer ist es notwendig, einen uneingeschränkten und flächendeckenden Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen als Teil der allgemeinen Gesundheitsversorgung zu ermöglichen und damit den Kriterien der aktuellen WHO Leitlinie zu Schwangerschaftsabbrüchen zu entsprechen.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); 2520FSB113