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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Kann durch eine Cochlea Implantation der kognitive Rückstand schwerhöriger Älterer zu normalhörenden Älteren wieder aufgeholt werden?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lisa Reuter - Medizinische Hochschule Hannover, HNO-Klinik, Deutsches Hörzentrum Hannover, Hannover, DE
  • Angelika Illg - Medizinische Hochschule Hannover, HNO-Klinik, Deutsches Hörzentrum Hannover, Hannover, DE
  • Julia Lukaschyk - CJD Schule Schlaffhorst-Andersen, Bad Nenndorf, DE
  • Sebastian Rösch - Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten der PMU am Landeskrankenhaus Salzburg, Salzburg, AT
  • Belinda Pletzer - Universität Salzburg, Salzburg, AT
  • Maria Huber - Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Salzburg, AT

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc041

doi: 10.3205/22dga041, urn:nbn:de:0183-22dga0412

Published: September 12, 2022

© 2022 Reuter et al.
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Text

Fragestellung/Ziel: In einer prospektiven Kohortenstudie wurde untersucht, ob eine Gruppe von älteren Menschen mit einem hochgradigen Hörverlust 12 Monate nach einer Cochlea Implantation (CI) kognitive Leistungen zeigten, die denen einer gematchten Gruppe von älteren Menschen mit einem altersentsprechend normalen Hörvermögen ebenbürtig waren.

Methodik: Die Multizentrische Studie [1] bestand aus einer Studiengruppe (SG) mit 29 älteren Erwachsenen, zwischen 60 und 80 Jahren, mit einem beidseitigen, hochgradigen, sensorineuralen Hörverlust im Erwachsenenalter (Indikation für ein CI). Die gemachte Kontrollgruppe (KG) nach Alter, Geschlecht und sozialer Hintergrund bestand ebenfalls aus 29 älteren Personen mit einem altersentsprechenden, normalen Hörvermögen (ISO Normen). Es wurden audiologische Sprachverständlichkeitstests und eine neurokognitive Testbatterie durchgeführt. Gemessen wurde unmittelbar vor und 12 Monate nach dem CI, bei der Kontrollgruppe in einem analogen Zeitraum.

Ergebnisse: Die SG konnte sich 12 Monate nach dem CI signifikant im Bereich globale Kognition verbessern (Vergleich vor dem CI). Unterschiede im verbalen episodischen-, figuralen episodischen Gedächtnis und in der Exekutivfunktion waren nicht signifikant. Darüber hinaus war die Verbesserung der SG nur in der globalen Kognition signifikant größer (Vergleich mit KG). Nichtunterlegenheitstests zu den kognitiven Leistungen der SG nach CI zeigten, dass vergleichbare Werte (verglichen mit der KG) nur bei globaler Kognition, figuralem episodischem Gedächtnis (Lernen) und bei der Aufmerksamkeitskontrolle erreicht wurden. Die Verbesserung der globalen Kognition war signifikant mit der Sprachdiskrimination 3 Monate nach dem CI assoziiert, aber nicht 1 Jahr danach.

Schlussfolgerung: Ein Jahr nach einem CI zeigen ältere hörbeeinträchtigte Menschen verbesserte kognitive Leistungen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß und nicht in allen Bereichen der Kognition. Ein Aufholen an die Leistung von gleichaltrig Normalhörende gelingt bei Aufgaben die Planung, Koordination und Aufmerksamkeitskontrolle erforderten.

Relevanz: Unseres Erachtens, ist dies die erste Studie, bei der diese Fragestellung untersucht wurde. Es ist nicht nur wichtig zu wissen, ob sich die kognitiven Leistungen nach einem CI verbessern, sondern auch, ob danach noch ein kognitiver Rückstand zu normalhörenden Gleichaltrigen besteht.


Literatur

1.
Huber M, Roesch S, Pletzer B, Lukaschyk J, Lesinski-Schiedat A, Illg A. Can Cochlear Implantation in Older Adults Reverse Cognitive Decline Due to Hearing Loss? Ear Hear. 2021 Nov-Dec 01;42(6):1560-1576. DOI: 10.1097/AUD.0000000000001049 External link