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60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

08. bis 10. Oktober 2020, Münster

Kein Radius in der Plastik, kein Lappen in der Unfall – fachspezifische Unterschiede in der Weiterbildung zum Handchirurgen

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Stefanie Wieschollek - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Kai Megerle - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Münster, 08.-10.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dgh27

doi: 10.3205/20dgh27, urn:nbn:de:0183-20dgh271

Published: October 9, 2020

© 2020 Wieschollek et al.
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Fragestellung: Die Qualität der handchirurgischen Ausbildung in Deutschland steht immer wieder zur Diskussion, insbesondere vor dem Hintergrund einen eigenen Facharzttitel zu etablieren. Da rein handchirurgische Abteilungen in Deutschland selten sind, wird die Handchirurgie in den meisten Fällen in eine unfallchirurgische oder plastisch-chirurgische Abteilung eingegliedert. Die vorliegende Arbeit untersucht die unterschiedlichen Behandlungs- und damit Ausbildungsschwerpunkte für den Handchirurgen, die sich daraus ergeben.

Methodik: Die Qualitätsberichte der Krankenhäuser aus dem Jahr 2018 wurden vom gemeinsamen Bundesausschuss in maschinenlesbarer Form zur Verfügung gestellt und ausgewertet. Erfasst wurden unter anderem Fachdisziplinen und Anzahl der angestellten Fachärzte. Beispielhaft wurde die Anzahl der versorgten Radiusfrakturen und die durchgeführten freien Lappenplastiken bezogen auf die jeweilige Fachdisziplin ausgewertet.

Ergebnisse: An insgesamt 581 Abteilungen in Deutschland arbeiteten Fachärzte mit der Zusatzbezeichnung Handchirurgie. Über die Hälfte davon (312) waren dabei unfallchirurgischen Abteilungen zugeordnet, 113 plastisch-chirurgischen Abteilungen. 10743 der 27148 im Jahr 2018 versorgten Radiusfrakturen (40%) wurden in Abteilungen mit handchirurgischer Expertise operiert, davon 9157 (85%) in unfallchirurgischen Abteilungen. An 36 handchirurgischen Abteilungen mit plastisch-chirurgischem Hintergrund wurden insgesamt lediglich 205 Radiusfrakturen versorgt, an den übrigen 77 der plastischen Chirurgie zugeordneten handchirurgischen Einheiten keine einzige.

In 49 plastischen Abteilungen wurden 371 freie Lappenplastiken zur oberen Extremität durchgeführt. 20 unfallchirurgische Abteilungen mit handchirurgischer Expertise führten insgesamt 122 freie Lappenplastiken durch, damit entfielen im Schnitt an diesen Abteilungen 0,28 Lappenplastiken auf einen Facharzt – 292 Abteilungen mit unfallchirurgischer Zuordnung führten gar keine freie Lappenplastiken durch.

Schlussfolgerung: Der Schwerpunkt der Fachabteilung, in der die handchirurgische Ausbildung durchlaufen wird, beeinflusst maßgeblich die Ausbildungsinhalte. Zur optimalen Patientenversorgung ist eine fächerübergreifende Ausbildung anzustreben, die das gesamte Spektrum der Handchirurgie abbildet.