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Entstehungsbedingungen rhythmischer Abstimmung in der Einzelmusiktherapie mit psychotischen Patienten
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Published: | October 12, 2020 |
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Entstehungsbedingungen rhythmischer Abstimmung in der Einzelmusiktherapie mit psychotischen Patienten. Eine qualitative Studie zu zeitlichen, klanglichen und dynamischen Abstimmungsprozessen in der Musiktherapie
Einleitung Vor dem Hintergrund eines psychodynamischen Verständnisses von Musiktherapie und Psychosen erfolgt eine Untersuchung interaktioneller Prozesse in der freien Improvisation mit psychotischen Patienten. Grundlage stellen die bisherigen Ergebnisse zum Zeitpunkt und Qualität rhythmischer Abstimmung bzw. “temporally organised structures“ dar (Metzner et al., 2018 [1]).
Methode Dazu wurde von der Autorin eine eigene Aufbereitungsmethodik für die Mikroanalyse von sechs ausgewählten Improvisationen entwickelt: Die aus der mikroanalytischen Höranalyse gewonnenen Daten wurden grafisch notiert und dargestellt. Nach einer einführenden Charakterisierung des musikalischen Materials fand eine schriftliche Analyse des deskriptiven zeitlichen und klanglich-dynamischen Ablaufs der Einzelstimmen sowie des interaktionellen Ablaufs zwischen Patient und Therapeut als auch eine Interpretation vor psychodynamischem Theoriehintergrund statt.
Ergebnisse Die qualitative Studie kommt zu dem Ergebnis, dass bereits vor dem Zeitpunkt der rhythmischen Abstimmung auf zeitlicher, klanglicher und dynamischer Ebene Abstimmungsprozesse auftreten. Patient und Therapeut regulieren aktiv und wechselseitig Nähe- und Distanz. Prozesselemente therapeutischer Veränderung („moving-along“, „present-moment“, „now-moment“, “moment of meeting“) lassen sich in den musikalischen Interaktionen erkennen.
Diskussion Zum ersten Mal werden die Prozesselemente der BCPSG auf therapeutische Prozesse mit psychotischen Patienten übertragen. Die rhythmische Abstimmung ist als „moment of meeting“ einzuorden. Der wechselseitige, aktive Interaktionsprozess auf Ebene der ausgewählten musikalischen Parameter lässt begrenzte Rückschlüsse über Selbst-Objekt-Grenzen zu. Für die klinische Praxis ergibt sich die Fragestellung, inwiefern „Zusammenspiel“ und „Strukturierung“ im Einzelfall hinsichtlich Technik und Methodik therapeutischer Intervention angepasst werden sollten.
Literatur
- 1.
- Metzner S, Jaeger U, Masuhr O, Olschewski U, Gräfe E, Böske AC, Dümpelmann M. Forms of Attunement during the Initial Stages of Music Therapy for Psychotic Patients – a Multicentre Clinical Study. Nordic Journal of Music Therapy. 2018;27(5):360-80. DOI: 10.1080/08098131.2018.1478879
- 2.
- Stern DN, Sander LW, Nahum JP, Harrison AM, Lyons-Ruth K, Morgan AC, Bruschweiler-Stern N, Tronick EZ. Non-interpretive mechanisms in psychoanalytic therapy. The 'something more' than interpretation. The Process of Change Study Group. Int J Psychoanal. 1998 Oct;79(Pt 5):903-21.