Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P498
DOI: 10.1055/s-2006-953323

Ganzkörper Magnetresonanztomographie bei entzündlichen Muskelerkrankungen

K. Knauer 1, M.A. Weber 1, U. Jappe 1, M. Essig 1, H.U. Kauczor 1
  • 1Heidelberg

Fragestellung: Die Magnetresonanztomographie (MRT) vermag bei entzündlichen Muskelerkrankungen ein Muskelödem nachzuweisen. Daher wird diese Methode bei Verdacht auf Myositis zur Planung einer Muskelbiopsie eingesetzt. Bisher konnten allerdings nur einzelne Muskelgruppen in einer Untersuchung beurteilt werden. Diese Limitation wird durch die Entwicklung so genannter Ganzkörper-MR-Tomographen mit neuester Spulentechnologie und leitungsstarken Gradientensystemen überwunden. Mit diesen Systemen ist eine Untersuchung der Muskulatur von Kopf bis Fuß in einer Sitzung möglich.

Methoden: In einer laufenden Studie wurden bisher 10 Patienten mit dem klinischen Verdacht auf Dermatomyositis mittels Ganzkörper MRT untersucht. Wir verwendeten ein Siemens Avanto mit Total Imaging Matrix System, bei dem der Körper komplett mit Oberflächenspulen überdeckt wird und so ein kontinuierliches Bild der gesamten Muskulatur erhalten werden kann. Um bestmögliche Untersuchungsergebnisse mit kurzer Untersuchungszeit (max. 25 Minuten) zu erhalten, erstellten wir ein speziell auf Myositiden adaptiertes Untersuchungsprotokoll. Dieses beinhaltet eine T2-gewichtete fettunterdrückte STIR-Sequenz (Short Tau Inversion Recovery) zum Nachweis eines Muskelödems und eine schnelle T1-gewichtete Sequenz, in der sich Muskelverfettungen hyperintens abgrenzen lassen. Die komplette Muskulatur wurde mit beiden Sequenzen in koronarer Schnittführung untersucht. Bei Nachweis eines Muskelödems wurde dieses Areal als Biopsieort gewählt.

Ergebnisse: Einschließlich Vorbereitung des Patienten konnten alle Messungen innerhalb von 30 Minuten durchgeführt werden. Diese Messzeit wurde von allen Patienten toleriert. Während der Untersuchung war es nicht notwendig, die Oberflächenspulen erneut zu positionieren.

Bei 3 Patienten konnte eine Myositis histologisch gesichert werden, alle 3 Patienten zeigten ein symmetrisches proximal betontes Muster von Muskelödemen. Verfettungen oder Atrophien wurden bei diesen 3 Patienten nicht beobachtet. Bei 7 Patienten ergab die Histologie keinen Myositisnachweis, ein Muskelödem wurde in 2 und eine Muskelverfettung in 3 dieser 7 Patienten festgestellt.

Schlussfolgerung: Die Ganzkörper MRT ist eine neue nicht invasive, klinisch einsetzbare und gut tolerierte Methode zum Nachweis der Befallsausdehnung bzw. des Schweregrades einer Myositis. Durch die Beurteilung der kompletten Muskulatur kann eine geeignete Biopsiestelle ermittelt und somit die Rate falsch negativer Biopsien vermindert werden.