Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P441
DOI: 10.1055/s-2005-919473

Späte periphere arterielle Embolien als Komplikation nach invasiver arterieller Blutdruckmessung bei cerebralen Ischämien

T Jürgens 1, H Koch 1, T Schmidt-Wilcke 1, W Jakob 1, B Kaiser 1, U Bogdahn 1, S Haas 1
  • 1Regensburg

Hintergrund: Die invasive Blutdruckmessung mittels arterieller Katheterisierung stellt bei Patienten mit raumfordernden Hirninfarkten ein unverzichtbares intensivmedizinisches Monitoring dar. Bekannte Gefahren sind neben Infektionen und Nervenläsionen vaskuläre Komplikationen wie Thrombosen, Hämatome, Pseudoaneurysmen und arterielle Embolien. Dabei scheinen Patienten mit vaskulären Risikofaktoren ein erhöhtes Risiko für Komplikationen zu haben.

Patienten: Eine 48-jährige Patientin (A) wurde mit dem Bild eines subtotalen Mediainfarktes rechts auf unsere Intensivstation aufgenommen, der mittels Dekompressionskraniektomie versorgt werden musste. Es bestanden multiple vaskuläre Risikofaktoren (arterieller Hypertonus, Nikotinabusus und Hyperlipidämie). Es erfolge eine invasive Blutdruckmessung in der rechten A. femoralis. Am 2. Tag nach Entfernung des Katheters beklagte die Patientin heftige Schmerzen des rechten Beines mit Zeichen eines peripheren Gefäßverschlusses.

Bei einer 77–jährigen Patientin (B) wurde bei einer Basilaristhrombose mit ausgedehnter linkscerebellärer Ischämie und Kompression des IV.Ventrikels eine osteoklastische Trepanation links suboccipital mit Ventrikeldrainage notwendig. Als Risikofaktoren bestanden eine arterielle Hypertonie, ein Diabetes sowie ein intermittierendes Vorhofflimmern. Auch hier wurde ein Katheter in der rechten A. femoralis platziert. 6 Tage nach Seitenwechsel des Katheters kam es klinisch zu einer arteriellen Okklusion im rechten Unterschenkel.

Diagnostik, Therapie und Outcome: In der notfallmäßigen Sonographie und Angiographie von Pat. A stellte sich ein kompletter Verschluss der A. iliaca rechts dar, der durch eine Embolektomie erfolgreich saniert wurde. Bei Pat. B zeigte sich sonographisch und angiographisch ein Verschluss der A. poplitea rechts, bei dem nach lokaler Lyse und interventioneller Restembolektomie eine suffiziente Reperfusion erreicht werden konnte.

Schlussfolgerung: Patienten mit ausgeprägtem cerebrovaskulären Risikoprofil und cerebralen Ischämien, die im Rahmen der Intensivtherapie ein invasives Blutdruckmonitoring erhalten, scheinen einem erhöhten Risiko für arterielle thrombembolische Komplikationen ausgesetzt zu sein. Diese Hochrisikopatienten sollten engmaschig – auch über die Verweildauer des Katheters – hinaus- auf Gefäßverschlüsse untersucht werden, wobei analgosedierte Patienten besonderer Aufmerksamkeit bedürfen (z.B. Monitoring der gefährdeten Extremität mittels kontinuierlicher Pulsoxymetrie).