Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P328
DOI: 10.1055/s-2005-919362

Modulation der motorischen Handfunktion und der Erregbarkeit des motorischen Systems durch L-Dopa und Physiotherapie nach Schlaganfall

C Restemeyer 1, C Weiller 1, J Liepert 1
  • 1Hamburg

Fragestellung: Nach anfänglicher Besserung einer zentralen Parese, persistieren bei vielen Schlaganfallpatienten residuelle Beschwerden, die sich durch Training nicht weiter verbessern lassen. Wir untersuchten, ob einmalig oral eingenommenes L-Dopa in Kombination mit Physiotherapie eingeschränkte motorische Fähigkeiten im chronischen Stadium des Schlaganfalls verbessern kann und ob sich mittels transcranieller Magnetstimulation (TMS) Veränderungen der Erregbarkeit im motorischen Systems finden lassen.

Methoden: Wir untersuchten elf Patienten mit persistierender Handparese, die vor mehr als sechs Monaten einen ischämischen Hirninfarkt erlitten hatten. An zwei mindestens zwei Wochen auseinander liegenden Terminen erhielten diese in einem randomisierten und doppelblinden Crossover-Design 100mg L-Dopa und Placebo. Durchgeführte Funktionstests waren der Nine-hole-peg-Test (9HPT), der Action-Research-Arm-Test (ARAT) sowie die Kraft beim Faustschluss. Mittels TMS wurde die motorische Erregungsschwelle, die cortikale Inhibition und cortikale Fazilitierung, die Stimulus-Response-Kurve und Silent Periods untersucht. Funktionstests und TMS wurden als Baselineuntersuchung, 45 Minuten nach Einnahme des L-Dopa/Placebo und unmittelbar nach Abschluss der Physiotherapie durchgeführt. Die statistische Auswertung erfolgte mit Bonferroni-korrigierten Wilcoxon-Tests. Das Signifikanzniveau wurde auf p<0.05 festgelegt.

Ergebnisse: Nach der Physiotherapie fand sich ein Trend für eine Verbesserung des 9HPT. Allerdings gab es in den Handfunktionstests keinen signifikanten Unterschied zwischen L-Dopa- und Placebo-Einnahme. Beim Vergleich der TMS-Daten fanden sich nach Einnahme des L-Dopa und nach der Physiotherapie keine signifikanten Änderungen im Vergleich zur Baselineuntersuchung bzw. zu den Ergebnissen nach Placeboeinnahme.

Schlussfolgerung: Einmalig oral eingenommenes L-Dopa führte weder allein noch in Kombination mit Physiotherapie zu einer Verbesserung der Handfunktion bei Patienten mit chronischer Handparese nach Schlaganfall. Mittels TMS lässt sich keine veränderte Erregbarkeit im motorischen System nach Medikamenteneinahme nachweisen.