Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P34
DOI: 10.1055/s-2005-866641

Neuropsychologisch-verhaltenstherapeutisch orientierte Gruppentherapie bei Parkinson-Patienten

J Malak 1, P Calabrese 1, W Gehlen 1, B Holinka 1
  • 1Bochum

Einleitung: Bei Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom (PD) bestehen häufig eingeschränkte Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungen sowie eine erhöhte Depressivität und Ängstlichkeit. Darüber hinaus sind bei vielen PD-Patienten fehlende Coping-Strategien im Umgang mit der Erkrankung zu beobachten. Auch die soziale Kompetenz sowie die Kommunikation in der Partnerschaft ist bei vielen PD-Patienten eingeschränkt. Diese Problembereiche kommen im Rahmen der neurologischen Therapie der Erkrankung äußerst selten zur Sprache. Aus diesem Grund wurde die vorliegende Therapiestudie zur Verbesserung der kognitiven Leistungen und der allgemeinen Lebensqualität von PD-Patienten unter Einbeziehung der Ehepartner durchgeführt.

Methoden: Es nahmen insgesamt 32 Personen, zur Hälfte Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom und deren Partner, an der vorliegenden Studie teil. Davon wurden 16 Personen der neuropsychologisch-verhaltenstherapeutisch orientierten 4-monatigen Gruppentherapie zugeteilt. 16 Probanden dienten als Kontrollpersonen. Die neuropsychologische Untersuchung umfasste die Überprüfung der verbalen Intelligenz, der Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit, sowie der verschiedenen Komponenten des modalitätsübergreifenden Gedächtnisses und der exekutiven Funktionen. Als verhaltenstherapeutische Untersuchungsverfahren wurden in erster Linie standardisierte Fragebögen eingesetzt. Diese umfassten Fragen zum Gesundheitszustand, zur Stressverarbeitung, zur Persönlichkeit, zur Zufriedenheit in der Partnerschaft und Lebenszufriedenheit sowie zu Depressionsneigung und Ängstlichkeit. Die strukturierten Therapiesitzungen fanden über 4 Monate jeweils einmal wöchentlich, mit einer Doppelstunde pro Woche statt. Die Themenschwerpunkte der Therapie umfassten z.B. Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit, Gedächtnisleistungen, Entspannungstechniken, Ernährungsfragen, Strategien zur Alltagsbewältigung, Über- und Unterbeweglichkeit in Stresssituationen, Aufbau von Selbstsicherheit, sicheres Auftreten in der Öffentlichkeit und Partnerschaftsprobleme. Die therapeutische Intervention fand mithilfe neuropsychologischer Therapiebausteine, wie einem computergestützten Aufmerksamkeits- und Konzentrations- und Gedächtnistraining sowie verhaltenstherapeutischer Bausteine, statt.

Ergebnisse: Insgesamt wirkte sich die Teilnahme der Parkinson-Patienten an der neuropsychologisch/verhaltenstherapeutisch orientierten Therapie positiv auf ihre kognitiven Leistungen und emotionale Befindlichkeit aus. Insbesondere die Aufmerksamkeitsfähigkeit und die Leistungsfähigkeit des visuellen Gedächtnisses konnten signifikant gesteigert werden. Die Erfassung der psychischen Aspekte ergab, dass eine tendenzielle Verschlechterung im Krankheitsverlauf, wie in der Kontrollgruppe beobachtet, bei den an der Therapie teilnehmenden Patienten verhindert werden konnte und darüber hinaus sogar eine Stabilisierung bzw. tendenzielle Verbesserung der emotionalen Befindlichkeit erzielt werden konnte.

Mit Unterstützung der Deutschen Parkinson Vereinigung e.V.