Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P548
DOI: 10.1055/s-2004-833411

Neuroradiologische Diagnose und Differentialdiagnose bei Enzephalitis und Meningitis

U Dietrich 1, K Mueller 1, M Moellers 1, D Dommasch 1
  • 1(Bielefeld)

Einleitung: Es wurden 45 Fälle retrospektiv untersucht, bei denen die klinische Verdachtsdiagnose „Enzephalitis“ oder „Meningitis“ durch einen positiven Befund in der Magnetresonanztomographie (MRT) untermauert wurde. Im weiteren Verlauf wurde überprüft, inwiefern sich die Diagnosen bestätigten, geändert wurden oder unklar blieben.

Patienten und Methode: Neuroradiologische Kriterien für eine Enzephalitis waren: größeres, umschriebenes ödematöses Areal evtl. mit geringer Schrankenstörung oder hämorrhagischen Anteilen, kein typisches Infarktmuster. Für eine Meningitis sprachen ein leptomeningeales Enhancement, koritkale Ödeme evtl. mit Infarkten oder Hydrozephalus. Umschriebene kontrastmittel-anreichernde Knötchen wurden als vereinbar mit einer granulomatösen Entzündung wie z.B. Tuberkulose angesehen. Lediglich den Fällen mit subakuter sklerosierender Panenzephalitis (SSPE) wurden die Befunde der Kontroll-MRT mit berücksichtigt.

Ergebnisse: Die Primärdiagnose „Enzephalitis“ wurde bei 29 Patienten gestellt, davon wurden 7 Fällen als Herpes-Enzephalitis, 7 weitere als andere virale Enzephalitis und 2 Fälle als bakterielle Enzephalitis eingeordnet. Die übrigen 13 Fälle fielen in die Gruppen corticoid-sensitive Enzephalitis (5), Hirntumor (3), Vaskulitis (2), fokale kortikale Dysplasie (1) und unklares Ödem (2). Insgesamt wurde bei 7 Patienten eine Biopsie des ödematösen Herdbefundes durchgeführt. Bei 16 Patienten mit der primären Diagnose Meningitis und positivem Befund in der Bildgebung ergab der Verlauf eine tuberkulöse Meningitis (7), bakterielle Meningitis (4), allerdings auch Tumoraussaat (2) oder unspezifische meningeale Reaktionen (3).

Schlussfolgerung: Positive Befunde in der MRT unterstützen mit großer Sicherheit die klinischen Diagnosen Meningitis, vor allem bei tuberkulösen Erkrankungen des ZNS. Die Verdachtsdiagnose Enzephalitis besitzt allerdings ein wesentlich größeres Spektrum an Differentialdiagnosen. Falls klinische, laborchemische und bildgebende Methoden keine eindeutige Diagnose ergeben, sollte eine histologische Klärung erfolgen.