Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P396
DOI: 10.1055/s-2004-833258

Alterierte Konzentrationen des physiologischen Prionproteins bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems

U Heinemann 1, M Bodemer 1, B Ciesielczyk 1, M Bartl 1, D Varges 1, K Stoeck 1, S Poser 1, I Zerr 1
  • 1(Göttingen)

Zu den humanen Prionenerkrankungen gehört die Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung mit einer rasch progredienten Demenz und weiteren neurologischen Defiziten. Nach der gegenwärtigen Vorstellung wird die Erkrankung durch eine Konformationsänderung des physiologischen Prionproteins (PrPc) verursacht. Allerdings ist die Ursache dafür noch weitgehend ungeklärt. Anhand vorliegender Daten (Zellkulturstudien, Tierversuche) werden dem PrPc neuroprotektive Eigenschaften zugeschrieben. In der vorliegenden Studie sollten anhand von Liquoruntersuchungen erste Anhaltspunkte über mögliche Alteration der Konzentrationen des PrPc bei Patienten mit Erkrankungen des zentralen Nervensystems im Verlauf gewonnen werden. In einem weiteren Schritt wurden die PrPc-Konzentrationen mit weiteren neuronalen Proteinen korreliert (Tau und 14–3-3).

Das untersuchte Kollektiv setzte sich zusammen aus 38 Patienten mit folgenden Diagnosen: Alzheimer-Demenz, Lewy-Körperchen-Demenz, entzündliche ZNS-Erkrankungen incl. Herpes-Encephalitis, epileptische Anfälle. Insgesamt lagen 80 Proben vor, die im Verlauf der Erkrankung gewonnen wurden. Die Konzentrationen des PrPc und Tau wurden mittels ELISA bestimmt. Der Nachweis des 14–3-3 Proteins erfolgte im Western Blot, Vergleichsmessungen führten wir in einem semiquantitativen Verfahren durch.

In der Mehrzahl der Fälle zeigte sich eine gleichsinnige Entwicklung von 14–3-3 und PrPc (20/40; 50%), d.h. abfallende bzw. ansteigende Konzentrationen des PrPc waren konkordand zu einem 14–3-3 Nachweis. In nur vier Fällen konnte ein gegensätzlicher Verlauf detektiert werden, wovon bei 2 Fällen eine Herpes-Encephalitis diagnostiziert wurde und in einem Fall ein entzündlich veränderter Liquor vorlag. Daneben ließ sich ein ähnlicher Trend zwischen PrPc und Tau-Protein nachweisen: dabei zeigten 23 von 41 Punktionen eine gleichsinnige Entwicklung. Somit lässt sich ein Zusammenhang zwischen einer ausgeprägten Neurodestruktion (erkennbar durch Anstieg von 14–3-3 bzw. anderer neuronaler Proteine im Liquor) und einem Anstieg von PrPc vermuten. Weitere Studien müssen zeigen, inwieweit der Anstieg von PrPc auch als Destruktionsmarker zu verstehen ist oder ob die Hochregulation als Ausdruck der neuroprotektiven Funktion von PrPc betrachtet werden kann.