Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P532
DOI: 10.1055/s-0028-1086786

Mobile dreidimensionale Bewegungsanalyse mit dem ActiBelt: erste klinische Anwendung bei Patienten mit Morbus Parkinson

F Castrop 1, M Daumer 1, K Thaler 1, C Dresel 1, B Haslinger 1
  • 1München

Hintergrund: Die Behandlung der Kardinalsymptome des Morbus Parkinson wird erschwert durch die krankheitsspezifischen hypo- und hyperkinetischen Fluktuationen, die ein Therapiemonitoring limitieren. Dabei bilden die gegenwärtig eingesetzten Messskalen lediglich Momentaufnahmen (z.B. UPDRS III) ab, haben zwischen verschiedenen Untersuchern eine eingeschränkte Reliabilität oder müssen sich auf die Selbsteinschätzung des Patienten (z.B. UPDRS IV, Patiententagebuch) stützen. Ziel ist daher eine objektive Erfassung etablierter motorischer Parameter (z.B. Aufstehen, Gang, Fußtapping) im Tagesverlauf und unter Alltagsbedingungen des Patienten.

Methoden: Der ActiBelt integriert mit äußerst kompakter Bauweise in einer Gürtelschnalle Beschleunigungssensoren in drei Dimensionen, Datenspeicherung und Stromversorgung. In einer ersten Machbarkeitsstudie wurden mit videographischer Kontrolle drei Parkinsonpatienten im definierten Medikamenten-, bzw. DBS-On- und -Off-Zustand mit dem ActiBelt in repräsentativen motorischen Konditionen untersucht (Gehen einer definierten Gehstrecke, Wenden, Fußtapping). Aus den mit dem ActiBelt erfassten dreidimensionalen Beschleunigungswerten wurden als Messgrößen die Parameter Ganggeschwindigkeit, Schrittlänge und Wendedauer, sowie Frequenz und mittlere Amplitude des Fußtappings berechnet.

Ergebnisse: Für alle Messgrößen zeigte die untersucherunabhängige automatisierte Datenauswertung hochsignifikante Unterschiede zwischen den klinisch definierten On- und Off-Zuständen (mittlere relative Zunahme der Ganggeschwindigkeit und Schrittlänge 207%, Abnahme der Wendedauer 78%, Zunahme der Fußtapping-Frequenz 39% und Zunahme der Tapping-Amplitude 101%).

Schlussfolgerung und Ausblick: Die vorliegenden Daten demonstrieren, dass die an gesunden Probanden erprobte Technologie des ActiBelt hier exemplarisch analysierte klinisch relevante Kardinalsymptome des Morbus Parkinson technisch einfach quantifizieren kann. Gegenstand der weiteren Entwicklung werden standardisierte Untersuchungsprotokolle sein und ihre Validierung anhand etablierter klinischer Messskalen. Mit vom Patienten in seiner häuslichen Umgebung durchführbaren Selbstmessungen würden sich sowohl im klinischen Alltag als auch für wissenschaftliche Fragestellungen neue Optionen des Therapiemonitorings ergeben.