ZFA (Stuttgart) 2007; 83(11): 447-451
DOI: 10.1055/s-2007-992797
Fortbildung

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einführung in www.alkohol-leitlinie.de - Evaluation einer computergestützten Fortbildung für Hausärzte und Arzthelferinnen zur Diagnostik und Behandlung alkoholbezogener Störungen[1]

Introduction to www.alkohol-leitlinie.de - Evaluation of a Computer-Based Training on Alcohol-Related Disorders for General Practitioners and Practice NursesD. Ruf 1 , M. Berner 1 , M. Lohmann 2 , G. Mundle 3 , G. Lorenz 4 , W. Niebling 5 , L. Kriston 1 , M. Härter 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie
  • 2Universitätsklinik Tübingen, Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie
  • 3Oberbergklinik Hornberg und Universitätsklinik Tübingen, Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie
  • 4Medizinische Fakultät Tübingen, Lehrbereich Allgemeinmedizin
  • 5Medizinische Fakultät Freiburg, Lehrbereich Allgemeinmedizin
Further Information

Publication History

eingereicht: 23.05.2007

akzeptiert: 03.10.2007

Publication Date:
23 November 2007 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Alkoholbezogene Störungen haben aufgrund ihrer Häufigkeit und der schwerwiegenden Folgen eine hohe gesundheitspolitische Relevanz. Hausärzte nehmen eine Schlüsselfunktion in der Versorgung von Patienten mit alkoholbezogenen Störungen ein, sind jedoch durch Studium und Weiterbildung oft nicht hinreichend auf diese Aufgabe vorbereitet. Fortbildungen zur Diagnostik und Behandlung alkoholbezogener Störungen sind daher von großer Bedeutung.

Methoden: Im Rahmen des Projektes AQAH „Ambulantes Qualitätsmanagement alkoholbezogener Störungen in der hausärztlichen Praxis” wurde im Rahmen einer randomisiert kontrollierten Studie ein Fortbildungskonzept zum Thema „Diagnostik und Behandlung alkoholbezogener Störungen” für Ärzte und Arzthelferinnen entwickelt. An der Studie nahmen 112 Ärzte teil, die auf 3 Gruppen randomisiert wurden. In einer Gruppe erhielt nur der Arzt eine Fortbildung, in der anderen erhielten der Arzt und die Arzthelferinnen eine Fortbildung. Die dritte Gruppe diente als Kontrollgruppe und erhielt keine Fortbildung. Aus den beiden Fortbildungsgruppen nahmen insgesamt 46 Ärzte und 21 Arzthelferinnen an der Fortbildungsveranstaltung teil.

Ergebnisse: Die Zufriedenheit der Teilnehmer war hoch, wobei die Arzthelferinnen im Vergleich zu den Ärzten tendenziell etwas niedrigere Bewertungen abgaben. Vor allem die Praxisrelevanz wurde im Vergleich zu den Ärzten von den Arzthelferinnen deutlich niedriger bewertet. Ein Großteil der Teilnehmer gab an, durch die Fortbildung erstmals eine einheitliche Strategie bezüglich des Umgangs mit alkoholbezogenen Störungen entwickelt oder die eigene Strategie verändert zu haben. Hier profitierten vor allem die Arzthelferinnen.

Schlussfolgerung: Im Rahmen der Studie wurde ein von Ärzten als sehr gut bewertetes Fortbildungskonzept entwickelt, bezüglich der Fortbildung von Arzthelferinnen besteht allerdings Optimierungsbedarf. Die Effekte der Fortbildung auf die Patientenversorgung werden derzeit im Rahmen der kontrollierten Studie überprüft.

Abstract

Background: Alcohol-related disorders are of high importance for health policy. Primary care physicians play a central role in detecting and treating people with alcohol problems. How-ever, they are not always adequately prepared for this challenge. Therefore, continuing education on the topic of “alcohol-related disorders” is highly relevant.

Methods: In the project “Comprehensive quality management in out-patient care for alcohol-related disorders” (AQAH) a training programme for practitioners and practice nurses was developed in the context of a randomised controlled trial. The 112 physicians taking part in the study were randomized to 3 groups. The first group received a training session for the practitioner only. In the second group, the training was offered to the practitioner and the whole practice team. The third group was a control group and did not get a training session at all. 46 physicians and 21 practice nurses out of the two intervention groups took part in the training.

Results: Most of the participants were very satisfied with the training, but the satisfaction of the nurses tended to be lower compared with the physicians. Especially the relevance for routine care was assessed lower by the nurses. The majority of the participants considered themselves able to develop a strategy for the treatment of patients with alcohol-related disorders for the first time or to modify their own strategy on the basis of the training. In this regard, the effect was highest in the practice nurses.

Discussion: In the context of the study a training programme was developed which was very well received by general practitioners. The rating of nurses was generally indicated room for improvement. The effects of the training on the treatment of patients are currently evaluated in a randomised controlled trial.

1 Diese Arbeit entstand im Rahmen des Förderschwerpunktes Suchtforschungsverbünde in der Medizin, Projekt 3 des Suchtforschungsverbundes Baden-Württemberg “Ambulantes Qualitätsmanagement alkoholbezogener Störungen in der hausärztlichen Praxis-Disseminierung und Transfer in die Routineversorgung”, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird (FKZ 01 EB 0412).

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1 Diese Arbeit entstand im Rahmen des Förderschwerpunktes Suchtforschungsverbünde in der Medizin, Projekt 3 des Suchtforschungsverbundes Baden-Württemberg “Ambulantes Qualitätsmanagement alkoholbezogener Störungen in der hausärztlichen Praxis-Disseminierung und Transfer in die Routineversorgung”, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird (FKZ 01 EB 0412).

Korrespondenzadresse

D. RufDipl. Psych. 

Universitätsklinikum Freiburg

Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie

Sektion Klinische Epidemiologie und Versorgungsforschung

Hauptstr. 5

79104 Freiburg

Email: daniela.ruf@uniklinik-freiburg.de

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