Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P1421
DOI: 10.1055/s-2006-953466

In vivo Neuropathologie bei idiopathischem Parkinson-Syndrom: Eine Korrelationsanalyse mittels voxelbasiertem trimodalem MRT

M. Petersen 1, J. Grosskreutz 1, A. Mangold 1, C. Schrader 1, R. Dengler 1, H. Becker 1, T. Peschel 1
  • 1Hannover

Fragestellung: Bei post-mortem Untersuchungen des idiopathischen Parkinson-Syndroms (IPD) werden Endstadien der Erkrankung untersucht, so dass Aussagen über die Ausprägung der histopathologischen Befunde in Relation zur klinischen Beeinträchtigung und unterschiedlichen Formen der Erkrankung nur bedingt möglich sind. Durch neuere bildgebende Verfahren wie voxelbasierte Morphometrie (VBM), Magnetisation Transfer Imaging (MTI) und Diffusion-Tensor-Imaging (DTI) können makroskopische sowie histopathologische Veränderungen bei IPD in vivo sichtbar gemacht werden. Ziel dieser MRT Studie war es, pathologische Auffälligkeiten ohne a priori Hypothese bezüglich bestimmter Regionen zu charakterisieren und mit klinischen Parametern zu korrelieren.

Methoden: 3D-T1, MTI und DTI wurden bei 21 Patienten mit IPD (mittlere Krankheitsdauer 8,4 Jahre) und 21 altersgematchten Kontrollen auf einem 1.5 Tesla GE-Gerät gemessen. Die Auswertung des 3D-T1 Datensatzes wurde mittels SPM2 auf der Grundlage des optimierten VBM-Protokolls sowie voxelbasiert für MTI und DTI in einer hierfür modifizierten Form durchgeführt. Die klinische Untersuchung sowie die Erhebung quantitativer Skalen erfolgte unter der normalen Medikation.

Ergebnisse: Im Gruppenvergleich zeigte sich eine erhöhte Diffusivität in der Substantia nigra bei den Patienten verglichen mit Kontrollen. Die Krankheitsdauer korrelierte bei den Patienten mit einer Zunahme der Diffusivität im dorsolateralen Putamen und anteriorem Cingulum.

Die Korrelation mit dem UPDRS ergab Auffälligkeiten im Bereich des Putamen, dorsolateralen präfrontalen Kortex sowie Anteilen des limbischen Systems. Für den BDI fanden sich Korrelationen vorwiegend im anterioren Cingulum und orbitofrontalen Kortex.

Schlussfolgerungen: Im Gruppenvergleich konnte DTI die primäre Pathologie der Erkrankung detektieren. Veränderungen im nigro-striatalen System waren weitgehend von der Krankheitsdauer abhängig. Mit zunehmender Krankheitsausprägung zeigten sich Veränderungen in mesokortikalen-mesolimbischen Arealen, die für die nichtmotorischen Symptome verantwortlich gemacht werden können. Somit konnten nicht nur neuropathologische Befunde in vivo nachvollzogen werden, sondern durch Korrelationsanalysen Strukturen mit klinischen Charakteristika in Verbindung gebracht werden. Voxelbasiertes multimodales MRT eröffnet neue Möglichkeiten in der Diagnostik und dem therapierelevanten Monitoring der Parkinson-Erkrankung.