Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P427
DOI: 10.1055/s-2006-953252

Langzeitprognose nach systemischer Fibrinolyse mit rt-PA bei vertebrobasilärer Ischämie. Eine prospektive Kohortenstudie

T. Bui 1, M. Daffertshofer 1, O. Mielke 1, M.G. Hennerici 1, S. Schwarz 1
  • 1Mannheim, Baden-Baden

Hintergrund: Die meisten Arbeiten zur systemischen Fibrinolyse beziehen sich auf Ischämien im vorderen Stromgebiet. Oft waren vertebrobasiläre Ischämien sogar ausgeschlossen. Über die systemische Fibrinolyse vertebrobasilärer Ischämien mit rt-PA liegen nur wenige Daten vor. In dieser Studie untersuchten wir die Langzeitprognose nach systemischer Fibrinolyse bei vertebrobasilärer Ischämie, die klinischen, sonografischen und radiologischen Befunde in der Akutphase sowie die Häufigkeit von Komplikationen.

Methode: Über einen Zeitraum von drei Jahren wurden alle Patienten eingeschlossen, die wegen einer vertebrobasilären Ischämie mit rt-PA systemisch behandelt wurden. Die Patienten wurden im Zeitfenster von 3 Stunden mit 0,9mg/kg rt-PA behandelt. Wir analysierten die klinischen, neuroradiologischen und sonografischen Befunde in der Akutphase. Bei allen Patienten führten wir zur 24–72h nach der Fibrinolyse ein kraniales CT bzw. MRT durch. Alle Patienten erhielten eine extra- und transkranielle Ultraschalluntersuchung. Das klinische Outcome wurde bei Entlassung und im Verlauf nach wenigstens drei Monaten untersucht.

Ergebnisse: Es wurden 20 Patienten eingeschlossen (63±15 Jahre, 4 Frauen). Alle Patienten wurden im 3h-Zeitfenster behandelt. Das Intervall bis zum Beginn der Lyse war 108±36min. Der mediane NIH-SS bei Aufnahme betrug 9 (2–19). Die meisten Patienten waren bei Aufnahme wach (medianer GCS 15). Die mittlere Liegedauer betrug 14±8 Tage. Die Ätiologie war bei 2 Patienten arteriosklerotisch, bei 11 Patienten embolisch; bei 7 Patienten lagen mehrere konkurrierende Ätiologien vor. Bei Entlassung hatte sich der NIHSS im Vergleich zum Aufnahmebefund bei 17/20 Patienten verbessert (im Median um 4). Die Verlaufsuntersuchung wurde nach 20±15 Monaten durchgeführt. 3 Patienten waren im Beobachtungszeitraum verstorben. Die meisten überlebenden Patienten zeigten einen günstigen Befund: 11/20 Patienten hatten einen Barthel Index von 95 (median 95, 0–100), der mediane Rankin Score betrug 2 (0–6). Klinisch relevante Komplikationen der Fibrinolyse wurden nicht beobachtet. Ein Patient entwickelte einen Tag nach der Fibrinolyse eine klinisch asymptomatische Einblutung in ein Infarktareal im PCA-Territorium.

Schlussfolgerungen: Patienten mit vertebrobasilärer Ischämie haben nach systemischer Therapie mit rt-PA mehrheitlich eine gute Langzeitprognose. Im Vergleich zur Fibrinolyse supratentorieller Ischämien gibt es keine Hinweise auf eine erhöhte Blutungsrate.