Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P383
DOI: 10.1055/s-2006-953208

Fatigue und Tagesschläfrigkeit bei Patienten mit schubförmig remittierender Multiplen Sklerose unter 24-monatiger Therapie mit intramuskulärem Interferon ß-1a (AVONEX®)

K.F. Stueckle 1, E. Sindern 1, C.A. Stueckle 1, S. Kotterba 1
  • 1Bochum, Hannover

Einleitung: Patienten mit Multipler Sklerose (MS) beklagen häufig Fatigue und Schläfrigkeit. Therapieansätze mit Modafinil zeigen variable Erfolge. Die zur Quantifizierung der Behinderung gebräuchliche Expanded Disability Status Scale (EDSS) berücksichtigt weder kognitive Defizite noch Fatigue. Der MS Functional Composite (MSFC) schließt neben Arm-, Beinfunktion auch kognitive Leistungen ein. Mit der präsentierten Studie sollte der Verlauf der o.g. Symptome unter AVONEX® untersucht werden.

Patienten und Methode: 42 Patienten mit schubförmiger MS(RR-MS) (18 Männer, 24 Frauen, Alter:33,33±9,32Jahre) sowie 22 gesunde Kontrollprobanden (4 Männer, 18 Frauen, Alter: 27,6±5,2 Jahre) wurden mit nachfolgenden Tests untersucht:

  • EDSS

  • MSFC

  • Fatigue Severity Scale (FSS)

  • Epworth Sleepiness Scale (ESS)

Untersuchungen wurden vor Beginn der Interferon- Therapie durchgeführt und nach 6, 12, 18 und 24 Monaten wiederholt.

Statistische Analysen erfolgten mittels T-Test für unabhängige Stichproben, sowie Spearman Rank Korrelations- Test.

Ergebnisse: Der EDSS-Wert reduzierte sich signifikant innerhalb der ersten 12 Monate (1,8±1,0 vs. 0,7±0,9; p<0,008), stieg dann jedoch wieder an (1,4±1,9). Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen Beginn und 24 Monaten. Ergebnisse des PASAT verbesserten sich kontinuierlich (42,7±14,0 vs. 45,8±12,3 vs. 51,6±8,0 nach 24 Monaten; p<0,02). FSS-Werte nahmen bei den MS-Patienten über 24 Monate ab (35,1±15,1 vs. 30,6±17,4). FSS Werte korrelieren mit einer verbesserten Armfunktion, Gehfähigkeit, kognitiven Leistung sowie mit dem EDSS. Alle Untersuchungsergebnisse der Normprobanden blieben über 24 Monate stabil.

Diskussion: Fatigue tritt bei bis zu 80% der MS Patienten auf. Die Behandlung erfolgt symptomatisch. Alle ESS-Werte lagen unter 10, so dass keine Tagesschläfrigkeit bestand. Die FSS Ergebnisse waren in der Kontrollgruppe stabil, bei MS Patienten verringerte sich der Wert im Lauf der 2-jährigen Therapie. Die Skalen können zwischen Schläfrigkeit und Fatigue differenzieren.

Obwohl INF ß-1a in den ersten Therapiemonaten die Fatiguesymptomatik verschlimmern kann, zeigt die vorliegende Studie, dass der Verlauf der Erkrankung (EDSS und MSFC Ergebnisse) stabilisiert wird. Des Weiteren zeigt sich im Verlauf auch eine Besserung der Fatigue. Somit kann INF ß-1a auch als zusätzlich kausale Therapie der Fatigue bei MS-Patienten angesehen werden.

Mit freundlicher Unterstützung von BIOGENidec, Deutschland.