Aktuelle Neurologie 2006; 33 - V23
DOI: 10.1055/s-2006-952967

MRT Dünnschichtung des Nervus optikus bei akuter Optikusneuritis: Ein möglicher prognostischer Marker?

D. Bittner 1, J. Brettschneider 1, A.C. Ludolph 1, H. Tumani 1
  • 1Magdeburg, Ulm

Eine klinisch isolierte Optikusneuritis ist ein häufiges Erstsymptom einer Multiplen Sklerose. Als mögliche Prädiktoren tatsächlich an einer MS zu erkranken dienen der Nachweis von oligoklonalen Banden im Liquor und der Nachweis disseminierter Läsionen im MRT des Kopfes. Eine Gadoliniumaufnahme des Nervus optikus stellt einen sensitiven Marker der Optikusneuritis dar und ist mit einer größeren funktionellen Beeinträchtigung des Sehens assoziert. Ziel dieser Studie war eine Untersuchung ob eine Gadolinium-verstärkte Fett-supprimierte MRT Untersuchung der Orbita einen prädiktiven Wert hat.

In einer Fallserie wurden 86 Patienten (Alter: 33,6±12,0 Jahre, 23 Männer und 63 Frauen) untersucht. 66 Patienten (76.7%) wurden nachbeobachtet bei einer mittleren Beobachtungszeit von 24.1±17.5 (2–60) Monaten. Bei 35 Patienten (53.0%) blieb die Optikusneuritis ein isoliertes Syndrom, bei 13 Patienten (19.7%) kam es zu rezidivierenden Episoden einer Optikusneuritis, während 18 (27.3%) eine klinisch definitive MS entwickelten. In Abhängigkeit davon ob rezidivierende Optikusneuritiden als MS eingeordnet werden oder nicht stellte eine Gadolinium-Aufnahme des Nervus optikus einen suffizienten Prädiktor für die Entwicklung einer späteren MS dar mit einem odd-ratio von 3.9 (p=0.02) bzw. 8.8 (p=0.006). In einer Regressionsanalyse zeigte sich eine orbitale Kontrastmittelaufnahme der intrakraniellen Läsionslast oder dem Nachweis oligoklonaler Banden im Liquor überlegen (F=9.8, beta=946;=.462, t=3.125, p=.004). Bei einer isolierten Optikusneuritis scheint eine Gadolinium-verstärkte Orbitadünnschichtung die Genauigkeit der Risikoabschätzung zu erhöhen später an einer MS zu erkranken.