Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P78
DOI: 10.1055/s-2005-866655

Dysphagie beim Morbus Parkinson – Ein komplexes Funktionsmuster

B Leineweber 1, D Steube 1
  • 1Bad Neustadt

Einleitung: Bei einer Dysphagie eines Parkinson-Patienten ist bisher nur allgemein akzeptiert, dass die orale Phase des Schluckaktes gestört ist. Es kommt zu einer eingeschränkten Boluskontrolle, einer Dysfunktion der Zunge sowie zu einer Retention von Speiseresten in der Mundhöhle, den Valleculae und dem Recessus piriformis beiderseits (2).

Neuere Studien weisen aber auf ein komplexeres Störungsmuster hin, auch die pharyngeale und ösophageale Phase des Schluckaktes betreffend. Hervorzuheben sind insbesondere Störungen des oberen und unteren Ösophagussphinkters (1). Das Störungsbild kann dann gekennzeichnet sein durch Sphinkterdysfunktionen, einen gastroösophagealen Reflux oder in seltenen Fällen dem Auftreten einer Achalasie.(1).

Falldarstellung: Es wird ein 74– jähriger Patienten vorgestellt der an einem M. Parkinson seit 10 Jahren leidet und bei dem aktuell ein Stadium III – IV nach Hoehn und Yahr vorliegt. Das Störungsmuster wird dargestellt (bilddokumentierte Darstellung der durch die Hypomimie bedingten Dysfunktion der faziooralen Muskulatur und die videodokumentierte Schluckaktdarstellung). Die sich aus diesen Befunden ergebende differenzierte FOTT wird zur Diskussion gestellt.

Diskussion: Die Störung der oralen Phase ist gut mit der Grunderkrankung erklärbar. Für das komplexere Störungsmuster werden vor allem Ablagerungen von Lewy-Körperchen in den zentralen Steuerungszentren des Schluckaktes diskutiert – u.a. in den pattern generators im Hirnstamm (3).

Schlussfolgerung: Eine diffenzierte klinische Diagnostik des Schluckaktes ist zwingend. Dabei ist eine zusätzliche apparative Diagnostik als hilfreich anzusehen (videodokumentierte KM-Untersuchung des Schluckaktes und/oder die Endoskopie). Je nach Störungsmuster des Schluckaktes sind modifizierte individuelle Therapieregiemes anzuwenden. Wichtig erscheint auch die optimale medikamentöse Therapie der Grunderkrankung.

Literatur: 1) Leopold NA, Kagel MC. Pharyngo-esophageal dysphagia in Parkinson's disease. Dysphagia 12: 11–18, 1997; 2) Nagaya M, Kachi T, Yamada T, Igata A. Videofluorographic study of swal – lowing in Parkinson's disease. Dysphagia 13: 95–100, 1998; 3) Qualman SJ, Haupt HM, Yang P, Hamilton SR. Esophageal Lewy bodies associated with ganglion cell loss in achalasia. Similarity to Parkinson's disease. Gastroenterology 87: 848–856, 1994.