You like this. Identität im Internet zwischen Selbstverwirklichung und Überforderung
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Facebook ist Unterhaltung und Arbeit. Unermüdlich produzieren Userinnen neue Inhalte für ihre Freunde, die im Gegenzug Bilder, Links und Textschnipsel mit Kommentaren und Likes belohnen. Dabei ist es nicht nur erwünscht, sondern kann auch Spaß machen, sich selbst und die Dinge, die man mag, anderen mitzuteilen. Das Publikum der Freundinnen wird zur aufmerksamen Jury einer persönlichen Castingshow. Man selbst zu sein, wird mit Facebook zum spielerischen Projekt. Das Ziel ist Selbstverwirklichung, die wichtigste Regel ist Authentizität, als Gewinn winkt Anerkennung. So oder so ähnlich scheinen viele der neueren Medien des Internets zu funktionieren. Userinnen können sich untereinander vernetzen, um sich gegenseitig dabei zu beobachten, wie sie Inhalte produzieren, um dabei immer auch an sich selbst und ihrer Außenwirkung zu arbeiten. Das eröffnet Benutzerinnen Spielräume zum Ausprobieren und Experimentieren, aber völlige Freiheit gibt es im Netz kaum. Die Software populärer Netzwerkseiten lässt selten alles zu, und die Userinnen agieren meist innerhalb der Grenzen vorgegebener Formulare (Lieblingsfilm, Lieblingsalbum, Lieblingszitat). Kreativität ist ausdrücklich erwünscht, aber nur solange die Plattformbetreibenden Werbeeinnahmen und Nutzungsgebühren abschöpfen können. Dabei konkurrieren die Anforderungen vieler Internetdienste nicht selten mit den Ansprüchen traditioneller Privatsphäre. Einerseits wollen die meisten Menschen nicht alles aus ihrem Leben bekannt machen, andererseits ist es an vielen Orten des Netzes attraktiv den eigenen Geschmack und die eigene Persönlichkeit mit anderen zu teilen, um dabei als interessanter Mensch zu erscheinen. Eingespannt in komplexe Netzwerke aus Personen, Computern und Software wird es darüber hinaus immer schwieriger Kontrolle und Überblick über persönliche Daten zu behalten. Die Pflege der eigenen Identität durch eine sorgfältige Veröffentlichung persönlicher Informationen wird zur anspruchsvollen Managementaufgabe. Das Internet ist im Mainstream angekommen. Das Leben mit und im Netz passiert nicht losgelöst vom Rest der sozialen Welt, sondern ist immer auch verknüpft mit gesellschaftlichen Praktiken jenseits des Internets. So können die Bedingungen im Netz Ausdruck oder Ursache sein für Trends, die über das Digitale hinausgehen. In diesem Sinne wollen wir im Seminar fragen, wie die Freiräume und Grenzen der digitalen Welt auf Individuen und Gesellschaft zurückwirken.
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