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Stand und Weiterentwicklung der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung im Bereich „Urologische Tumore“ (ASV-WE)
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Published: | September 30, 2022 |
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Hintergrund und Stand nationaler Forschung: Die ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV) wurde mit dem Ziel eingeführt, eine hochqualifizierte, interdisziplinäre und sektorenübergreifende Behandlung für Patientinnen und Patienten mit seltenen oder komplexen Krankheiten zu fördern, jedoch macht sie bisher nur einen kleinen Teil der Versorgung aus.
Fragestellung und Zielsetzung: Inwiefern erreicht die ASV-Richtlinie ihre Ziele auf Ebene der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität und welche Rückschlüsse können daraus für die Weiterentwicklung gezogen werden? Das Projekt untersucht die Umsetzung exemplarisch am Beispiel der ASV für urologische Tumoren.
Methode: Im Fokus des zweijährigen Projekts steht eine explorative und vergleichende Analyse der Versorgung von Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Prostatakarzinom. Die ASV-Ziele werden auf Patienten- und Versorgerebene bewertet. Die Methodik folgt einem „Mixed Methods“ Ansatz aus 5 Arbeitspaketen (AP1: Patientenbefragung, AP2: Versorgerbefragung, AP3: Falldatenanalyse, AP4: Interviews bzw. Kleingruppendiskussionen, AP5: Workshops zur Ergebnis-Diskussion und Erarbeitung von Handlungsempfehlungen).
Ergebnisse: Bis Oktober 2022 werden vorläufige Ergebnisse der Versorger- und Patientenbefragung, der Falldatenanalyse sowie der Interviews vorliegen. Insbesondere durch die Patientenbefragung erhoffen wir Ergebnisse zur Versorgungsqualität im Rahmen der ASV zu erlangen.
Diskussion: Die Zahl der ASV-Teams für urologische Tumore nimmt seit dem Inkrafttreten der Richtlinie stetig zu (85 Teams, 03/2022). Es bestehen regionale Unterschiede in der Zahl der Teams und den Anzeigeverfahren, sowie eine Konzentration der ASV-Teamleitungen an Kliniken. In ca. 1/3 der Kernteams sind urologische Praxen nicht beteiligt. Bisher geführte Interviews spiegeln einen (unverhältnismäßig) hohen bürokratischen Aufwand der Anzeigeverfahren wider. Im Zuge der Falldatenanalyse gibt es Indizien (z.B. anhand der Abrechnungen) für einen größeren Versorgungsumfang von ASV-Patienten mit Prostatakarzinom im Vergleich zur Regelversorgung. Die Behandlung onkologischer oder seltener Erkrankungen im Rahmen der ASV baut auf unterschiedliche Strukturen auf, welche bei der Beurteilung und Weiterentwicklung berücksichtigt werden sollten.
Praktische Implikationen: Durch u.a. eine Überarbeitung der Vorgaben zur Qualitätssicherung in der ASV-Richtlinie, die Regelung der Mindestzahl von Vertragsärzten in den Teams sowie der Etablierung einer Unterstützungsplattform für Vertragsärzte bei gleichzeitigem Bürokratieabbau scheint Potential zu stecken, um die ASV weiterzuentwickeln.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Eine Weiterentwicklung der ASV ist notwendig, um den Nutzen für Patienten als auch Versorger zu erhöhen.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF20026