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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Bindung an den Gesundheitssport nach abgeschlossener kardiologischer Rehanachsorge – Ergebnisse einer bundesweiten Online-Erhebung

Meeting Abstract

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  • Nina Tilgner - Fachhochschule für Sport und Management Potsdam (FHSMP), Potsdam, Deutschland
  • Dominik Nehls - Fachhochschule für Sport und Management Potsdam (FHSMP), Potsdam, Deutschland
  • Lars Gabrys - Fachhochschule für Sport und Management Potsdam (FHSMP), Potsdam, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf159

doi: 10.3205/20dkvf159, urn:nbn:de:0183-20dkvf1597

Published: September 25, 2020

© 2020 Tilgner et al.
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Hintergrund und Stand (nationaler) Forschung: Sport- und Bewegungstherapie senkt die kardiovaskuläre Mortalität um 26–31% reduziert die Rehospitalisierung (Anderson et al. 2016) und ist fester Bestandteil der Deutschen Leitlinie zur kardiologischen Rehabilitation. Nachsorgeangebote wie der Rehabilitationssport haben eine Stabilisierung des Behandlungserfolgs und eine nachhaltige Verhaltensänderung der Patienten zum Ziel. Bisher fehlen jedoch Daten, wie viele Patienten nach abgeschlossener Rehasportverordnung langfristig körperlich aktiv bleiben und erfolgreich in den Gesundheitssport überführt werden.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der vorliegenden Arbeit ist eine Evaluierung der Nachhaltigkeit von Rehanachsorgeangeboten in der kardiologischen Rehabilitation (Herzsport). Es wird analysiert, wie hoch der Anteil der Patienten ist, die über die Rehaphase III hinaus langfristig körperlich aktiv bleiben und sich an den Gesundheitssport binden.

Methode: Die quantitative Datenerhebung erfolgte anonymisiert im Querschnitt über eine Online-Befragung im Zeitraum 07.01.2020 bis 23.02.2020. Alle Vereine, die durch die Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herzkreislauferkrankungen e.V. (DGPR) bzw. die Behindertensportverbände der Länder (BSV) anerkannte Rehabilitationssportgruppen (Herzsport) in Deutschland durchführen, wurden per E-Mail kontaktiert und zur Teilnahme an der Befragung eingeladen. Der Fragebogen umfasste 15 Fragen zu 5 unterschiedlichen Bereichen (Anbieterinformationen, Angebotsstruktur, Mitgliederstruktur, Herzsport, Bindung an Gesundheitssport). Die Daten wurden abschließend auf Plausibilität geprüft und deskriptiv ausgewertet (IBM SPSS Statistics 25).

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 560 von insgesamt 2.447 kontaktierten Rehasportvereinen an der Befragung teil (Response: 23%). Die Herzsportabteilungen bieten im Median 2 (IQR 2) Herzsportgruppen pro Woche an. Die Anzahl abgeschlossener Rehasportverordnungen im Jahr 2018 lag im Median bei 22 (IQR 30) je Verein. In 48,5% der Vereine können Herzpatienten parallel zu einer Rehasportverordnung ein zusätzliches Bewegungsprogramm in Anspruch nehmen. 98% der Vereine gaben an, im Anschluss an die Rehasportverordnung ein Folgeangebot für Herzpatienten anzubieten. 51% der Männer und 50% der Frauen nehmen ein solches Angebot wahr. Die Kosten hierfür betragen im Mittel 14 ±13 (SD) Euro monatlich.

Diskussion: Obwohl fast alle Vereine ein Folgeangebot für Herzpatienten nach abgeschlossener Rehasportverordnung anbieten, nimmt nur die Hälfte der Patienten diese wahr. Bei einer ohnehin geringen Teilnahmequote am Rehabilitationssport von 9,7% bis 22,5% (Gabrys et al. 2020) zeigt ein Drop-out von 50% nach Auslaufen der Rehasportverordnung einen weiteren kritischen Punkt in der Versorgungskette. Wie langfristig die Bindungsquote an den Gesundheitssport erhöht werden kann, sollte verstärkt in den Fokus bewegungsbezogener Versorgungsforschung gerückt werden.

Praktische Implikationen: Eine systematische Erfassung, welche Faktoren eine langfristige Aktivierung der Patienten zur Folge haben ist empfehlenswert, um eine langfristige Bindung an körperliche Aktivität zu gewährleisten.