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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Analyse der Primärstabilität einer Revisions-Schulterendoprothese

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Felizia Müller - Universitätsklinikum Gießen, Klinik für Orthopädie, Labor für Biomechanik, Gießen, Germany
  • Alexander Jahnke - Universitätsklinikum Gießen, Klinik für Orthopädie, Labor für Biomechanik, Gießen, Germany
  • Carlos Fonseca - Universitätsklinikum Gießen, Klinik für Orthopädie, Labor für Biomechanik, Gießen, Germany
  • Birgit Werner - Rhön-Klinikum, Abt. für Schulterchirurgie, Bad Neustadt, Germany
  • Markus Rickert - Universitätsklinikum Gießen, Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Gießen, Germany
  • Frank Gohlke - Rhön-Klinikum, Abt. für Schulterchirurgie, Bad Neustadt, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB35-799

doi: 10.3205/19dkou247, urn:nbn:de:0183-19dkou2476

Published: October 22, 2019

© 2019 Müller et al.
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Text

Fragestellung: Knochendefekte nehmen einen maßgeblichen Einfluss auf die Primärstabilität der Endoprothese, welche Voraussetzung für die dauerhafte Verankerung und sichere Defektheilung darstellt. Das modulare inverse Revisionssystem „Adjustable“ (Tornier©, Saint-Martin, France) berücksichtigt die S-förmige Krümmung des Markraumes im Humerus, sodass sich die nach distal konisch verjüngende Prothese durch seine zusätzliche Antekurvation dem Markraum besser anpassen kann und eine rotationsstabile 3-Punkt-Verklemmung erzeugt wird. Ziel war es die Primärstabilität einer inversen Revisionsschulterendoprothese unter sukzessiver Vergrößerung des Knochendefektes und unter Anwendung distaler Verriegelungsschrauben zu analysieren, mit dem Ziel abschließend eine Empfehlung zur klinischen Anwendung aussprechen zu können.

Methodik: 16 Kunststoffknochen wurden auf 200mm, 160mm beziehungsweise 120mm Schaftlänge reseziert. Nach standardisierter Implantation erfolgte die Einleitung eines rückwirkungsfreien Drehmomentes in einem stufenlosen Intervall von ±1,75Nm in ventro-dorsaler Richtung. Dies entspricht in etwa 1/10 den von Westerhoff et al. (2009) maximal in vivo gemessenen Drehmomenten. Zur Berechnung der Interfacebewegung sowie zur Beurteilung der Primärstabilität wurde die Mikrorelativbewegung zwischen den Knochen und dem Prothesenschaft an vier fest definierten Punkten erfasst. Bei einer Humeruslänge von 160mm und 120mm wurde zusätzlich der Einfluss von Verriegelungsschrauben analysiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die berechnete Interfacebewegung bei einem unter physiologischen Bedingungen wirkenden Drehmoment von 13Nm lag bei einer Humeruslänge von 160mm ohne Verriegelungsschrauben über dem definierten Grenzwert von 150µm (Pillar et al. 1986), sodass keine Primärstabilität gewährleistet werden konnte. Unter Anwendung einer distalen Verriegelungsschraube konnte die Interfacebewegung reduziert und ein primärstabiler Kraftschluss erzeugt werden. Bei einer Humeruslänge von 120mm und zwei Verriegelungsschrauben lagen zwei der sechs Messobjekte innerhalb des erfassbaren Messbereichs, sodass bei 1,75Nm Drehmoment mit 33%iger Wahrscheinlichkeit mit einem Ausbrechen der Prothese gerechnet werden muss. Bei einer Humeruslänge von 120mm und einer Verriegelungsschraube war kein rotationsstabiler Kraftschluss möglich.

Anhand der gewonnenen Daten kann die Empfehlung für eine zusätzliche distale Verriegelungsschraube bei einer Humeruslänge von 160mm ausgesprochen werden. Bei einer Knochenschaftlänge von 120mm sollten mindestens drei Verriegelungsschrauben angebracht werden und auf die Reduktion postoperativ wirkender Kräfte geachtet werden. Weitere Untersuchungen an humanen Knochenpräparaten sollten angestrebt werden.