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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Erhöhte Morbidität und Mortalität durch Mangelernährung in der septischen Unfallchirurgie – 2 Jahres Follow up

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Elke Wintermeyer - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Tübingen, Germany
  • Vera Wallmaier - Eberhard Karls Universität Tübingen, BG Unfallklinik Tübingen, Siegfried Weller Forschungsinstitut, Tübingen, Germany
  • Christoph Ihle - Eberhard Karls Universität Tübingen, BG Unfallklinik Tübingen, Siegfried Weller Forschungsinstitut, Tübingen, Germany
  • Sabrina Ehnert - Siegfried Weller Institute for Trauma Research, BG Trauma Center, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Germany
  • Marie K. Reumann - Eberhard Karls Universität Tübingen, BG Unfallklinik Tübingen, Siegfried Weller Forschungsinstitut, Tübingen, Germany
  • Ulrich Stöckle - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Germany
  • Andreas Nüssler - Eberhard Karls Universität Tübingen, BG Unfallklinik Tübingen, Siegfried Weller Forschungsinstitut, Tübingen, Germany
  • Laura E. Stollhof - Eberhard Karls Universität Tübingen, BG Unfallklinik Tübingen, Siegfried Weller Forschungsinstitut, Tübingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB16-856

doi: 10.3205/19dkou055, urn:nbn:de:0183-19dkou0551

Published: October 22, 2019

© 2019 Wintermeyer et al.
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Fragestellung: Die Folgen von Mangelernährung (ME) hospitalisierter Patienten sind gravierend. Neben verlängerten Krankenhausaufenthalten, dem gehäuften Auftreten von Komplikationen, wie zum Beispiel einer verzögerten Wundheilung, sind stetig steigende Kosten assoziiert. Gerade in der Orthopädie und Unfallchirurgie ist die verfügbare Literatur hierzu gering, während es in der septischen Unfallchirurgie keine Studien zum Einfluss der ME auf die Langzeitfolgen gibt. Ziel dieser prospektiven Studie ist es, den Einfluss des Ernährungsstatus/ME bezüglich der Morbidität und Mortalität in der septischen Unfallchirurgie an einem überregionalen Trauma Zentrum über zwei Jahre zu untersuchen.

Methodik: In einer prospektiven Studie wurden 2014/15 345 Patienten der septischen Unfallchirurgie anhand eines standardisierten Fragebogens zur aktuellen Mobilität und Morbidität, sowie mittels Nutritional Risk Screening (NRS) auf ME untersucht. 2016/17 wurde eine telefonische Nachbefragung mittels eines speziell an die septische Unfallchirurgie angepassten Fragebogens durchgeführt. Neben dem Ernährungsstatus wurden die poststationäre Entlassung, die Wiederaufnahmerate, die Nebenerkrankungen mit entsprechender Medikation, die Mobilität, die Lebensumstände, der Zugang zur Nahrung sowie die subjektive Lebensqualität anhand des EuroQol 5D (EQ 5D) erfasst.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Nach 2 Jahren nahmen 218 (218/345, 63.2%) Patienten erneut an der telefonischen Befragung teil, von denen 28.9% bei der Eingangsuntersuchung mangelernährt waren. 20/345 Patienten (5.8%) waren innerhalb des Nachuntersuchungszeitraums gestorben. Patienten mit ME (15/107, 14%) hatten hierbei ein 7-fach erhöhtes Mortalitätsrisiko im Vergleich zu Patienten mit unauffälligem Ernährungsstatus (5/238, 2%). Trotz der überwiegend männlichen Patienten (männlich: 70.6%; weiblich: 29.4%), waren Frauen signifikant häufiger von ME (p<0.05) betroffen. Patienten mit ME hatten signifikant mehr Nebenerkrankungen (p<0.01) und folglich einen deutlich höheren Medikamenten bedarf (p<0.01). ME führte zu einer erhöhten Hilfsbedürftigkeit bei der Nahrungsbereitstellung (z.B. ambulante Unterstützung) (p<0.01) und einem größeren Bedarf orthopädischer Hilfsmittel (p<0.01). Patienten ohne ME schätzten sich im EQ 5D in den Dimensionen der Mobilität, Selbstversorgung und täglichen Aktivität (p<0.01) besser ein als Patienten mit ME, während keine Unterschiede in den Kategorien der Depression/ Angst (p=0.368) und Schmerz/ Unwohlsein (p=0.537) gefunden wurde. In unserem Kollektiv schien ME keinen Einfluss auf die Wiederaufnahmerate zu haben.

Zusammenfassend schien ME mit einem 7-fach erhöhtem Mortalitätsrisiko und einer deutlich erhöhten Morbidität bei Patienten der septischen Unfallchirurgie einherzugehen und sollte daher bereits bei Aufnahme erkannt und entsprechend therapiert werden.