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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Allopurinolverordnung in sächsischen Hausarztpraxen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Maria Buske - Carl Gustav Carus Universität Dresden, Institut für Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Mandy Gottschall - Carl Gustav Carus Universität Dresden, Institut für Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Karen Voigt - Carl Gustav Carus Universität Dresden, Institut für Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Jeannine Schübel - Carl Gustav Carus Universität Dresden, Institut für Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Grit Hübsch - Carl Gustav Carus Universität Dresden, Institut für Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Antje Bergmann - Carl Gustav Carus Universität Dresden, Institut für Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocP02-05

doi: 10.3205/19degam128, urn:nbn:de:0183-19degam1286

Published: September 11, 2019

© 2019 Buske et al.
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Text

Hintergrund: Seit 2013 existieren S1-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) zur Behandlung von chronischer und akuter Gicht im hausärztlichen Setting. Allopurinol senkt den Harnsäurespiegel und kann das Auftreten von schmerzhaften Gichtanfällen reduzieren. Laut Leitlinie der DEGAM wird es zur Therapie der chronischen Gicht empfohlen, nicht aber bei akuter Gicht oder asymptomatischer Hyperurikämie. Zahlreiche Studien liefern Hinweise für eine Überversorgung mit Allopurinol bei asymptomatischer Hyperurikämie.

Fragestellung: Wie häufig wurde Allopurinol bei den kodierten Diagnosen Gicht (ICD-10-Code M10) und Hyperurikämie (E79) bei sächsischen Hausarztpatienten verordnet?

Methoden: Analyse basiert auf Daten einer Querschnittstudie, in der ca. 1800 Patienten von sieben akademischen Lehrpraxen des Bereiches Allgemeinmedizin mittels Sekundäranalysen von Krankenakten bezüglich Multimedikation und Multimorbidität untersucht wurden. Es wurden unter anderem Verordnungsprävalenzen von Allopurinol bei Patienten mit den o.g. Diagnosen beschrieben und analysiert.

Ergebnisse: Von 120 Patienten mit kodierter Gicht (M10) erhielten 55% (n=66) Allopurinol. Die Verordnung war signifikant mit dem männlichen Geschlecht (p=0,045) und hohem Alter (p=0,008) assoziiert. Vier weitere Gichtpatienten erhielten andere Harnsäuresenker: Benzbromaron oder Febuxostat. 42% der Patienten mit kodierter Gicht wurden keine harnsäuresenkenden Medikamente verordnet. Von 214 Patienten mit asymptomatischer Hyperurikämie (E79) erhielten 70% (n=148) Allopurinol.

Diskussion: Die vorliegende Studie verweist auf eine Überversorgung mit Allopurinol bei Hyperurikämie bei sächsischen Patienten in der Hausarztpraxis. Unter der ICD-10-Kodierung Gicht (M10) sind Patienten mit chronischer und akuter Gicht subsummiert, was z.T. die Anteile einerseits der Patienten mit und andererseits ohne harnsäuresenkende Therapien erklärt. Die teilweise ungenaue Kodierung durch die Hausärzte erschwert die eindeutige Interpretierbarkeit der Allopurinolverordnung bei M10.

Take Home Message für die Praxis: Es gibt Hinweise auf eine Überversorgung mit Allopurinol bei asymptomatischer Hyperurikämie. Die Indikation des Medikamentes sollte im Einzelfall kritisch geprüft werden, ebenso wie die hausärztliche Kodierung zur Differenzierung zwischen chronischer Gicht und akuter Gicht sowie asymptomatischer Hyperurikämie.