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Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

Grün = gesund? Über die Farbwirkung bei der Benutzung von Icon Arrays

Meeting Abstract

Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmP40

doi: 10.3205/16ebm112, urn:nbn:de:0183-16ebm1127

Published: February 23, 2016

© 2016 Rauwolf et al.
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Hintergrund & Fragestellung: Medizinische Entscheidungen – für Patienten und Ärzte – basieren oft auf numerischen Informationen über Nutzen und Risiken. Das Verständnis solcher quantitativen Daten ist eine entscheidende Voraussetzung für informierte und partizipative Entscheidungsfindung. Die Einbeziehung von Icon Arrays, auch Piktogramme genannt, bietet dabei eine effektive Unterstützung für das Verständnis – im Besonderen für Personen mit niedrigen numerischen Fähigkeiten. Diese Art der Visualisierung wird auch von großen Playern und Multiplikatoren – wie z.B. Krankenkassen und Ärzten – genutzt, um Informationen über Behandlungsoptionen oder Vorsorgemaßnahmen zu vermitteln. Die Farbwahl bei der Darstellung der Icons ist dann meist an das Coporate Design der Institution angepasst - so gibt es auch Darstellungen, in denen Risiken und Nebenwirkungen in Grün dargestellt sind.

Dass Farbe einen Aufmerksamkeitsfokus setzt und gleichzeitig auch kulturelle Übereinkünfte und Assoziationen wirken (rot=stop ; grün=go), nahmen wir zum Anlass, die Farbwirkung bei der Verwendung von Icon Arrays zu untersuchen.

Methoden: Dazu wurden in einer randomisierten Studie 260 Personen (über Amazon MTurk rekrutiert) angepasste Informationen über die Behandlung von Osteoarthitis mittels Knieoperation zur Verfügung gestellt. Jeder Teilnehmer erhielt diese Informationen in einer von 8 Darstellungsweisen: Nutzen und / oder Risiken wurden im Icon Array farblich (rot, grün, blau) hervorgehoben (achromatisch kontrastiert zu grau). Dabei wurden die Farben kongruent oder inkongruent eingesetzt.

Ergebnisse: Hinsichtlich Verständnis der Information, Risikowahrnehmung und Entscheidung zur Behandlung zeigten die Gruppen keine signifikanten Unterschiede, hinsichtlich der Bewertung der Behandlungseffektivität wurden kleine Effekte nachgewiesen. Dabei spielte es keine Rolle, welche Information im Icon Array farblich hervorgehoben wurde (Nutzen, Risiko oder beides). Die Behandlungseffektivität wurde höher eingeschätzt, wenn die Farbe inkongruent (Rot für Nutzen, Grün für Schaden) – entgegen kulturell gemeinsamem Erfahrungswissen – verwendet wurde.

Wurden die Teilnehmer nach den verwendeten Farben in der Visualisierung befragt, erinnerten sie sich besser an die dargebotene Farbe, wenn diese kongruent eingesetzt war.

Schlussfolgerung: Icon Arrays sind ein robustes, belastbares Format in der Risikokommunikation. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass die Farbwahl Einfluss auf die Interpretation haben kann.