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44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 30. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie, 26. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie

31.08. - 03.09.2016, Frankfurt am Main

Akuter Schub eines Morbus Behcet oder „Shisha’s“ Disease?

Meeting Abstract

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  • Juliane Franz - Klinik für Rheumatologie Kantonsspital Aarau, Rheumatologie, Aarau, Schweiz
  • Mauro Tini - Kantonsspital Aarau, Pneumologie, Aarau, Schweiz
  • Sarosh Irani - Kantonsspital Aarau, Pneumologie, Aarau, Schweiz

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh); 30. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh); 26. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Frankfurt am Main, 31.08.-03.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocFA.38

doi: 10.3205/16dgrh293, urn:nbn:de:0183-16dgrh2937

Published: August 29, 2016

© 2016 Franz et al.
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Text

Einleitung: Bei einer 41-jährigen Patientin war 2011 die Diagnose eines Morbus Behçet gestellt worden bei bipolarer Aphthose, Erythema nodusum, Arthralgien, positivem Pathergie-Test und HLA-B 27 Positivität [1]. Neben verschiedenen Lokaltherapiengegen die Aphthen erhielt die Patientin systemische Glukocortikoide sowie sequenziell Therapien mit Colchizin, Dapsone und Etancercept, die wegen Ineffektivität wieder beendet wurden.UnterRemicade plus Methotrexat kam es zu einer Verringerung der Aphthen sowie Verbesserung der Arthralgien, jedoch nicht zu einer Beschwerdefreiheit.

Im vergangenen Jahr stelltesich die Patientin mehrfach notfallmäßig vor mit Kopfschmerz, Uebelkeit, Schwindel, Konzentrationsstörungen, Tachykardie undDyspnoe.

Methoden: Unter dem Verdacht auf eine zerebrale, gastrointestinale, kardiale oder pulmonaleBeteiligung bei Morbus Behçet erfolgte jeweils die entsprechende Ausschlussdiagnostik, die ohne richtungsweisenden Befund blieb. Einzig auffällig war eine massive Erhöhung des Kohlenmonoxid-Hämoglobins (CO-Hb) auf 21,9 % (Norm < 0.8%) in der Blutgasanalyse, die sonst unauffällig war. Dieser Wert wurde bestätigt durcheine Messung desKohlenmonoxidgehaltes in der Atemluftmittels SmokerLyzer, der 18 % betrug.

Ergebnisse: Die Patientin versicherte glaubhaft, seit 2 Jahren das Zigarettenrauchen sistiert zu haben. Auch habe sie zuhause keinerlei offene Kamine, Gasherde,Grillgeräte, Pellet-Heizungen usw. als mögliche Kohlenmonoxidquelle. Wir haben dennoch die lokale Feuerwehr bemüht, entsprechende Kohlenmonoxidmessung in den Wohnräumen der Familie vorzunehmen, die wiederholt unauffällig waren. Aufschlussreich war dann die Messung des CO-Hb beim Ehemann und Sohn der Patientin. Der Sohn bis ein CO-Hb von 0,9 % auf (normal), während beim Ehemann auch erhöhte Werte von 11 % gemessen wurden. Eine nochmalige ausführliche Eruierung der Lebensgewohnheiten des Paares ergab dann, dass beide regelmäßig Shisha-Pfeife rauchen. Nachdem die Patientin das Shisha-Rauchenreduziert hat, sind die CO-Hb Werte um die Hälftegesunken. Auf dem Notfall wurde sie seither nicht wieder vorstellig.

Schlussfolgerung: Das Shisha-Rauchenist offensichtlich gefährlicher als gemeinhin angenommen. Die Symptome können von milden Intoxikationserscheinungen wie Kopfweh, Uebelkeit, Schwindel, Verwirrung bis zur Bewusstlosigkeit und Herzinfarkt bzw. Schlaganfall führen [2]. Neben Kohlenmonoxid werden auch andere Toxine (z. B. Nitrosamine) vermehrt aufgenommen, da der Rauchnicht gefiltert wird. Die Expositionszeit ist deutlich länger als beim Zigarettenrauchen. Aufgrund der zunehmenden Verbreitung des Shisha-Rauchens in unseren Breiten sollte insbesondere bei Notfallkonsultationen mit unklarer Symptomatik daran gedacht werden. Die Abgrenzung Shisha-bedingter Symptome von Symptomen bei seltenen Erkrankungen mit möglichemMultiorganbefall wiedem Morbus Behçet stellt eine Herausforderung dar.


Literatur

1.
International Study Group for Behçet’s Disease. Criteria for diagnosis of Behçet’s disease. Lancet. 1990 May 5;335(8697):1078-80.
2.
Weaver KL. New Engl J Med. 2014.