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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Krankheitskosten der Colitis ulcerosa

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Rebecca Hein - PMV forschungsgruppe and der KJP, Universität zu Köln, Köln, Germany
  • Ingrid Köster - PMV forschungsgruppe and der KJP, Universität zu Köln, Köln, Germany
  • Ingrid Schubert - PMV forschungsgruppe and der KJP, Universität zu Köln, Köln, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocKV13-80

doi: 10.3205/13dkvf141, urn:nbn:de:0183-13dkvf1412

Published: October 25, 2013

© 2013 Hein et al.
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Hintergrund: Neben Morbus Crohn stellt Colitis ulcerosa (CU) eine der Hauptformen der chronisch entzündlichen Darmerkrankung dar. Aktuellste Prävalenzschätzungen für Deutschland berichten von 263 Fällen pro 100,000 Einwohner [1]. Ziel dieser Studie ist eine Berechnung der direkten und indirekten Krankheitskosten für CU für das Jahr 2009 aus der Perspektive einer gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).

Methodik: Datenbasis: Versichertenstichprobe AOK Hessen/KV Hessen: 18,75% Zufallsstichprobe aus 1,5 Mio. Versicherten der AOK Hessen. Studienpopulation: durchgängig Versicherte in 2009 (N=261.024). CU Fälle: Versicherte mit intern validierter CU Diagnose (ICD-10-Code K51) in 2009 (N=712, 52% Männer, durchschnittliches Alter: 57 Jahre). Ermittlung der krankheitsbedingten direkten Kosten (Versorgungssektoren) und indirekten Kosten (Arbeitsunfähigkeit (AU) und Frühberentung) mittels Exzesskostenansatz: (1) 1:4 Matchen nach Alter und Geschlecht (N=2.848 Kontrollen ohne Diagnose CU in den Quartalen IV/2008 bis IV/2009), (2) Pro-Kopf-Exzesskosten: Differenz der Kosten von Fällen und Kontrollen. Berechnung von 95% Konfidenzintervallen (KI) für Pro-Kopf-Exzesskosten mittels Bootstrap. Hochrechnung der Pro-Kopf-Exzesskosten auf die Bevölkerung Deutschlands/der GKV in 2009 (Stichtag 31.12.2009).

Ergebnisse: Gesamte, d.h. direkte und indirekte, Pro-Kopf-Exzesskosten der CU lagen bei 4.040 Euro (95% KI=2.901-5.242); davon sind 58% direkte Pro-Kopf-Exzesskosten (2.351 Euro (95% KI=1.730-3.015)). 33% bzw. 38% der direkten Pro-Kopf-Exzesskosten fallen im Arzneimittel- bzw. stationären Sektor an. Männer weisen niedrigere direkte Pro-Kopf-Exzesskosten auf (Männer vs. Frauen: 2.173 Euro (95% KI=1.347-3.111) vs. 2.541 Euro (95% KI=1.652-3.630)). Dagegen liegen die indirekten Pro-Kopf-Exzesskosten, die sich für Männer und Frauen insgesamt zu 1.689 Euro (95% KI=833-2.632) belaufen, für Männer deutlich höher (Männer vs. Frauen: 2.859 Euro (95% KI=1.359-4.431) vs. 444 Euro (95% KI=-313-1.461)). 74% der indirekten Kosten sind auf eine Frühberentung zurückzuführen. Für 223.134/190.972 geschätzte CU-Fälle in Deutschland/der GKV ergeben sich hochgerechnete Exzesskosten von 901,4 Mio. Euro bzw. 771,5 Mio. Euro.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die CU ist mit hohen direkten und indirekten Kosten verbunden. Eine Übersichtsarbeit von Cohen et al. [2] berichtet für Europa von direkten CU-bedingten Pro-Kopf-Kosten in Höhe von 2.210 Euro bis 10.395 Euro. Diese deutlichen Differenzen zwischen den Ergebnissen der europäischen Krankheitskostenstudien sind u. A. auf erhebliche Unterschiede in Bezug auf Studiendesign und Methodik zurückzuführen. Basierend auf einer Primärdatenstudie der Jahre 2006/2007 wurden für Deutschland mit den in unserer Studie berichteten Kosten vergleichbare direkte CU-bedingte Pro-Kopf-Kosten in Höhe von 2.478 Euro berechnet [3]. Der auf Basis einer deutschen Primärdatenstudie des Jahres 2004 ermittelte Anteil der direkten Kosten an den Gesamtkosten unterscheidet sich mit 46% nur geringfügig von dem hier berichteten Anteil [4]. Bei der Bewertung der präsentierten Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass diese auf Daten einer Kassenart und Region basieren und daher für Deutschland u. U. nur eingeschränkt repräsentativ sind.

Diese Studie wurde durch Abbott GmbH & Co. KG ohne inhaltliche Einflussnahme gefördert.


Literatur

1.
Hein R, Köster I, Schubert I. Bericht für Abbott GmbH. Prävalenz für Morbus Crohn (Aktualisierung). Prävalenz und Inzidenz von Colitis ulcerosa. Kostenanalyse für Morbus Crohn. Unveröffentlicht. 2012. Publikation in Vorbereitung.
2.
Cohen RD, Yu AP, Wu EQ, et al. Systematic review: the costs of ulcerative colitis in Western countries. Aliment Pharmacol Ther. 2010;31:693-707.
3.
Prenzler A, Bokemeyer B, von der Schulenburg JM, et al. Health care costs and their predictors of inflammatory bowel diseases in Germany. Eur J Health Econ. 2011;12:273-283.
4.
Stark R, Konig HH, Leidl R. Costs of inflammatory bowel disease in Germany. Pharmacoeconomics. 2006;24:797-814.