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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Komplementärmedizin im Fokus der Medien – Wie Medizinstudierende die kontroverse mediale Berichterstattung wahrnehmen

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Ute Daig - Institut für Allgemeinmedizin Medizinische Fakultät Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland
  • author Bianca Lehmann - Institut für Allgemeinmedizin Medizinische Fakultät Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland
  • author Enno Swart - Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie Medizinische Fakultät Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland
  • author Markus Herrmann - Institut für Allgemeinmedizin Medizinische Fakultät Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom073

doi: 10.3205/11fom073, urn:nbn:de:0183-11fom0735

Published: September 14, 2011

© 2011 Daig et al.
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Hintergrund: Letztes Jahr rückte die Komplementärmedizin zunehmend in den Fokus der Medien. Es entfachte sich eine hitzige Diskussion über Nutzennachweis, Wissenschaftlichkeit und Kostenerstattung im Rahmen der GKV. Die Berichterstattung reichte von Reflexion eines gewünschten Pluralismus in der Medizin bis hin zu Aussagen über eine sich stärker etablierende Paramedizin, die zunehmend auch Einzug in die Lehrcurricula an deutschen Universitäten hält.

Material und Methoden: Es sollte untersucht werden, wie Medizinstudierende die kontroverse Diskussion über Komplementärmedizin wahrgenommen haben und ob vorbestehende Behandlungserfahrung mit Komplementärmedizin die Einstellung gegenüber bestimmten Kernaussagen der medialen Berichterstattung beeinflusst. Es wurde eine Fragebogenevaluation unter den Medizinstudierenden des 5. Studienjahres der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg durchgeführt. Neben Fragen zur Wahrnehmungsform der Berichterstattung wurden neun Kernaussagen vier unterschiedlicher deutschsprachiger Printmedien zur persönlichen Bewertung über eine Likert-Skala vorgegeben. Die statistische Analyse wurde durch einfaktorielle Varianzanalyse und Häufigkeitsverteilung gemessen. Die Reliabilitätsanalyse ergab Cronbachs alpha von 0,67.

Ergebnisse: 145 Fragebögen (Rücklaufquote 78,8%) wurden ausgewertet. 46,2% der Studierenden haben die kontroverse Diskussion in den Medien wahrgenommen, 71,7% hatten Erfahrungen mit Komplementärmedizin. 74% bewerteten die Behandlungsergebnisse als gut bis sehr gut. 42,1% sind der Meinung, es gibt „keinen Nutzennachweis für die Homöopathie“, 31% lehnen diese Aussage ab. 41,4% sind nicht der Auffassung, dass an deutschen Hochschulen „Paramedizin“ gelehrt wird, 19,3% waren unentschieden. 51% sagen, dass „die Universitätsmedizin TCM nicht ignorieren sollte, wenn jeder zweite Patient nach chinesischer Medizin fragt“. Es zeigte sich zwar ein signifikanter Zusammenhang zwischen den positiven Behandlungsergebnissen mit CAM und der Bewertungstendenz der Berichterstattung in den Medien (p=0,001), eine deutliche Zustimmung bei den positiven Aussagen gegenüber CAM konnte nicht gezeigt werden. Hier fand sich lediglich der Trend zur „Unentschlossenheit“. Die Studierenden bewerteten das Medieninteresse überwiegend als diskussionsanregend und die Entscheidungsfreiheit fördernd.

Schlussfolgerung/Implikation: Überraschend war, dass sich die Studierenden mit guter komplementärmedizinischer Behandlungserfahrung nicht eindeutig den positiven Medienberichten anschließen. Die Gründe für diese fehlende Positionierung sind unklar. Es könnte möglich sein, dass ein wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis den Studierenden dennoch wichtiger ist als die positive Eigenerfahrung. Warum die eigene Biographie für die Beurteilung eher zweitrangig zu sein scheint, bleibt in dieser quantitativen Erhebung unklar. Für eine weitere vertiefende Untersuchung würden sich hier eher qualitative Messinstrumente eignen.