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Frauenspezifische Risiken für unerwünschte Wirkungen von Arzneimitteln in der Anästhesie – ein systematisches Review
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Published: | March 23, 2011 |
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Hintergrund: Auswertungen von Datenbanken für unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) und pharmakoepidemiologische Studien zeigen, dass UAW bei Frauen häufiger als bei Männern gemeldet werden. Dies gilt auch für Anästhetika. Eine systematische Übersicht der wissenschaftlichen Literatur zu geschlechtsspezifischen Unterschieden beim Auftreten von UAW in der Anästhesie fehlt derzeit.
Material/Methoden: In der Datenbank PubMed wurde eine computergestützte Literaturrecherche u.a. mit den Suchbegriffen „sex difference“ oder „gender based“ verknüpft mit Begriffen aus der Anästhesie, wie z.B. „anaesthetics“, „narcotics“ und „pain“ durchgeführt. Anhand definierter Ein- und Ausschlusskriterien wurden die relevanten Arbeiten ausgewählt und aus ihren Referenzen weitere Veröffentlichungen einbezogen. Aus den eingeschlossenen Publikationen wurden die Informationen über UAW nach Wirkstoffen geordnet und ausgewertet.
Ergebnisse: Die computergestützte Literatursuche ergab 1042 potentiell relevante Veröffentlichungen, von denen unter Beachtung der Ein- und Ausschlusskriterien 52 Artikel eingeschlossen wurden, außerdem 35 Artikel aus den Referenzlisten. In allen Substanzklassen der Anästhetika konnte wenigstens ein Beispiel gefunden werden, dass UAW bei Frauen häufiger auftreten als bei Männern, darunter Übelkeit/ Erbrechen, Schwindel, Atemdepression, Müdigkeit/ Sedierung bei Opioiden, Hypotension nach Propofol sowie anaphylaktoide, kardiale und respiratorische Reaktionen nach Muskelrelaxantien. Nach Narkoseregimes mit mehreren Medikamenten beklagten Frauen häufiger Übelkeit/ Erbrechen, Schmerzen, intraoperative Wachheit und insgesamt mehr allgemeine und allergische postoperative Komplikationen sowie eine schlechtere Erholung von der Narkose.
Schlussfolgerung/Implikation: Bei der Anwendung von Anästhetika gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede beim Auftreten von UAW, die allerdings nur in wenigen Studien und für wenige Arzneimittel belegt wurden. Forschungsbedarf besteht insbesondere bei den in der Praxis häufig eingesetzten Anästhetika.