Religion, Gender, Nation : Homosexualität in Tansania

Zugehörige Organisation
Exzellenzcluster ‚Religion und Politik‘ der Universität Münster
Weber, Charlotte

„Wir als Tansanier/Afrikaner haben unsere eigenen Werte und Kulturen, die sich im Laufe von Jahren gebildet haben, die unsere Lebensweise bestimmt haben und die nur Ehen zwischen Mann und Frau anerkennen“, formulierten im Jahr 2010 die Bischöfe der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT) in der sogenannten Dodoma-Erklärung (Die Bischöfe der ELCT 2011, S. 9f.). In dieser Erklärung verurteilten die Bischöfe der ELCT, mit ca. 7 Millionen Mitgliedern die zweitgrößte lutherische Kirche der Welt und entstanden aus der Arbeit deutscher Missionare zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Homosexualität als ‚unafrikanisch‘. Sie sei Ausdruck einer unmoralischen westlichen Moderne, deren Import die Kirche entschieden zurückweise. Die Dodoma-Erklärung kann als eine Reaktion auf Entscheidungen europäischer und US-amerikanischer Partnerkirchen, gleichgeschlechtliche Paare zu trauen, verstanden werden. Der Diskurs hat sich dabei seit seinem ersten Auftreten in Tansania im Tonfall und auch in der tatsächlichen Verfolgung sexueller Minderheiten verschärft.

Die Verbindung von Gender bzw. Sexualität und Nation ist bereits vielfältig erforscht worden (bspw. Yuval-Davis 2001, McClintock 1995). Bisher gibt es aber nur wenig explizite Forschung zur Verknüpfung dieser Kategorien mit Religion. Ich verstehe Religion dabei mit Ulrike Auga als eine diskursive Wissenskategorie (Auga 2020, S.3), deren Aufnahme in intersektionale Analysen in einem afrikanisch-tansanischen Kontext unerlässlich ist. So spielt Religion in Tansania (und zahlreichen weiteren afrikanischen Ländern) eine zentrale Rolle in Öffentlichkeit und Politik. Bei der ELCT selbst handelt sich um eine politisch sehr einflussreiche mainline church.

 

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