Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - PP11
DOI: 10.1055/s-2008-1079097

„Helft uns zu verstehen, was passiert ...“ Eltern und ihr herzkrankes Neugeborenes auf der Intensivpflegestation

B Beyer 1
  • 1Intensivpflegestation B, Kinderspital Zürich, Zürich, Schweiz

Ausgangslage Die Arbeit auf der Intensivstation mit Schwerpunkt Kardiochirurgie beinhaltet eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern herzkranker Kinder. Das herzkranke Neugeborene kommt oft direkt nach der Geburt auf die Intensivpflegestation und bleibt mehrere Tage, Wochen bis Monate. Die Eltern sind in dieser Situation mit der Krankheit ihres Kindes, mit der Trennung von ihm und ihrer neuen Rolle konfrontiert. Dies war die Ausgangslage um im Rahmen der HöFa I Weiterbildung die folgende Frage zu bearbeiten: „Was beschäftigt Eltern, deren Neugeborenes mit der Diagnose „angeborener Herzfehler“ auf der Intensivstation gepflegt wird? Literatur Das Neugeborene kommt in einer physischen Krise auf die Intensivstation, die Eltern betreten die Intensivpflegestation in einer psychischen Krise (nach Roberts 1986). Das Durchleben einer Krise nach Caplan (1967) beinhaltet folgende Phasen: Phase der angepassten und routinierten Reaktionen, Phase der Unsicherheit und Überforderung, Phase der Abwehr, Phase der Erschöpfung und Hilflosigkeit Erlebnisbericht der Eltern Schrey M., Schrey C. (1994) und Bedürfnisse und Wünsche an professionelle Helferinnen: „Helft uns zu verstehen, lasst uns zum Kind, sprecht mit uns, zeigt Interesse gegenüber den Eltern, informiert immer wieder, helft uns Vertrauen aufzubauen zu euch Betreuenden.“ Resultate Die Phänomene, Schock der Diagnose, Überforderung der Eltern, Hilflosigkeit der Mutter, Verlust der Elternrolle, die tägliche Ungewissheit, was sie erwartet, sowie die Unsicherheit in dieser fremden Umgebung sind bei der Betreuung und Zusammenarbeit mit Eltern zu kennen um eine gezielte Unterstützung zu gewährleisten. Pflegende können durch Bezugspflege, Gespräche, Integration der Eltern in die Pflege, persönliche Anteilnahme am Schicksal des Neugeborenen und offene Besuchszeiten Eltern in dieser schwierigen Situation unterstützen. Schlussfolgerungen für die Praxis Pflegefachpersonen benötigen Wissen zum Thema Familienpflege und Krisenbegleitung. Das Bezugspflegesystem und die Planung der Pflege basierend auf dem Pflegeprozess gewährleistet den Einbezug der Angehörigen. Fallbesprechungen und Reflektionen der Erfahrungen der Eltern und der Pflegenden unterstützen die Begleitung der Eltern im Pflegealltag.