Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - FV55
DOI: 10.1055/s-2008-1078843

Orale versus nasale Lage einer Magensonde (MS) bei Frühgeborenen (FG): Kein Effekt auf idiopathische Frühgeborenenapnoen (AOP)

B Bohnhorst 1, K Cech 1, C Peter 1, M Dördelmann 1
  • 1Kinderklinik der Med. Hochschule, Hannover

Hintergrund: Die Ätiologie der AOP ist nach wie vor nur unzureichend geklärt, aber eine Erhöhung des Atemwegswiderstandes (AW) scheint pathophysiologisch eine Rolle zu spielen. In diesem Zusammenhang wird vermutet, dass nasal gelegte MS bei FG zu einer Erhöhung des oberen AW führen und konsekutiv eine Zunahme der AOP bewirken könnten. Deswegen wird empfohlen, MS bei FG mit AOP möglichst oral zu legen. Auf der anderen Seite sind oral gelegte MS schwieriger zu fixieren, mit einem erhöhten Risiko für Fehllagen assoziiert und stellen eher eine Behinderung dar, wenn die Kinder selbstständig trinken sollen. Fragestellung: Wir wollten untersuchen, ob die orale Applikation von MS im Vergleich zur nasalen Applikation mit einer Reduktion der AOP einhergeht. Methodik: In Rahmen einer randomisierten, kontrollierten Crossover-Studie führten wir bei 32 spontan atmenden FG mit einem GA <32 Schwangerschaftswochen (SSW) und klinisch signifikanter AOP (definiert als >3 Herzfrequenzabfälle <80/min und/oder >3 Sättigungsabfälle <80%/6 Stunden (h)) eine 24h Polygraphie durch. Für jeweils 12h war die MS nasal (im kleineren Nasenloch) bzw. oral positioniert, wobei mittels eines Zufallsgenerators festgelegt wurde, welche Position zuerst gewählt wurde. Somit diente jedes Kind als seine eigene Kontrolle. Primärer Outcome-Parameter war die kombinierte Anzahl von Bradykardien (HF <2/3 der Basalfrequenz) und Hypoxämien (SpO2 <80%) pro h Aufzeichnungszeit. Sekundäre Outcome-Parameter waren Anzahl von Apnoen, Bradykardien und Hypoxämien/h sowie die Basalwerte für SpO2, Herz- und Atemfrequenz. Nach Ausschluss von Phasen- und Carryover-Effekten sowie Prüfung auf Normalverteilung wurde zur Signifikanzberechnung der T-Test für verbundene Stichproben angewendet. Ergebnisse: Das GA der FG (Median und Bereich) betrug bei Geburt 29 2/7 SSW (24 5/7–31 6/7) und zum Zeitpunkt der Untersuchung 32 4/7 Wo (30 0/7–35 1/7), das Geburtsgewicht 1195g (465–1885) und das Gewicht zum Zeitpunkt der Untersuchung 1345g (890–2400). Die Lage der MS hatte weder einen Effekt auf den primären Outcome-Parameter (MW und SD: nasal 1,68/h±1.2, oral 1,68/h±1.6, n.s.) noch auf die sekundären Outcome-Parameter. Schlussfolgerungen: Die orale MS-Lage führt im Vergleich zur nasalen Lage nicht zu einer Reduktion von AOP. Die Erhöhung des AW durch nasale MS scheint pathophysiologisch in der Ätiologie der AOP nur eine untergeordnete Rolle zu spielen, zumindest, wenn sie im kleineren Nasenloch liegen. Angesichts der klinisch relevanten Nachteile einer oralen MS legen die Ergebnisse dieser Untersuchung nahe, auch bei FG mit AOP MS nasal zu legen.