Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212 - FV8
DOI: 10.1055/s-2008-1078795

Analyse des primären Outcome von Neonaten mit akutem Lungenversagen abhängig von der Transportmodalität und vom Verlegungszeitpunkt ins ECMO Zentrum

F Loersch 1, S Hien 2, M Kratz 2, T Schaible 2
  • 1Kinderklinik, Klinikum d. Ruprecht-Karl- Universität, Heidelberg
  • 2Kinderklinik, Klinikum Mannheim, Mannheim

Hintergrund: Die ECMO-Therapie (Extrakorporale Membranoxygenierung) hat sich trotz Verbesserung der Beatmungsmethoden und additive Therapien beim akuten Lungenversagen als Rescuetherapie etabliert. Bei Patienten mit pränatal nicht bekannter Zwerchfellhernie (CDH), Mekoniumaspirationssysndrom (MAS) oder konnataler Pneumonie stellt sich oft die Frage nach dem optimalen Zeitpunkt zur Verlegung ins ECMO Zentrum. Wir haben das primäre Outcome (Verlassen der Klinik) der Patienten, die in den letzten 20 Jahren in unser Zentrum verlegt wurden, hinsichtlich Transportmodalität und Verlegungszeitpunkt analysiert. Material und Methode: In Mannheim wurden seit 1987 über 430 ECMO Therapien durchgeführt, 350 davon waren Neugeborene (108 (31%) inborns und 242 (69%) outborns). 494 Neugeborene wurden in den letzten 21 Jahren zur Option ECMO nach Mannheim verlegt. Davon wurden 311 (63%) Neugeborene durch die verlegende Klinik transportiert und 183 (37%) Neugeborene vom Mannheimer Team abgeholt. Von diesen 494 Neugeborenen erreichten 301 (61%) das ECMO Zentrum innerhalb der ersten 24 Lebensstunden und 193 (39%) nach den ersten 24 Stunden. 39% der Kinder hatten eine CDH, 21% eine MAS, 19% eine Sepsis/Pneumonie und 21% Sonstige Lungenerkrankungen. Ergebnisse:Die Überlebensrate aller Kinder betrug 73% (keine ECMO 75%, ECMO 71%). 49% der transportieren Kinder wurden der ECMO Therapie zugeführt (38% der gebrachten und 68% der geholten). Von den Kindern die gebracht wurden überlebten 73%, von den geholten 72%. Von den Kindern, die das ECMO Zentrum innerhalb der ersten 24 Lebensstunden erreichten überlebten 79%, von den nach 24h verlegten 62%. Dies bedeutet eine signifikant höhere Überlebensrate (p<0,001). Von den gebrachten Patienten erreichten 10% die Einschlusskriterien zu ECMO nicht mehr, von den geholten waren dies lediglich 4% der Patienten. Eine Subgruppenanalyse der schwerstkranken Neugeborenen (OI>40 trotz Maximaltherapie), die einen Anteil von 5% in der Gruppe der gebrachten und 35% in der Gruppe der geholten Kinder ausmachten, ergab ein Überleben von 27% gegenüber 66%. Bei den Kindern die abgeholt wurden war bei 25% ein Transport mit HFO, 51% mit iNO und bei 5% ein Transport unter ECMO notwendig. Hierbei lag ein Ungleichgewicht der additiven Therapien zu Lasten der später verlegten Patienten vor (HFO (7%/15%) iNO 14%/31%) mobiles ECMO (0%/12%)). Schlussfolgerung: Die frühe postnatale Verlegung bei Patienten mit Lungenversagen innerhalb der ersten 24 Lebensstunden verbessert das Outcome signifikant. Weiter werden für die frühen Transporte signifikant weniger additive Therapieoptionen wie NO, HFO und mobiles ECMO benötigt. Bei den vom Spezialtransportteam abgeholten Kindern gibt es zwar keine besserer Überlebensrate, jedoch liegt eine Negativselektion zugunsten der schwerkranken Neugeborenen vor. Für Neugeborene mit OI>40 schient ein Transportdienst sinnvoll, der die Möglichkeiten von mobilem ECMO, NO und HFO auf dem Transport vorhält.