Geburtshilfe Frauenheilkd 2008; 68 - P55
DOI: 10.1055/s-2008-1078342

Ist ein Screening nach dem Lynchsyndrom sinnvoll unter jungen Patientinnen mit Endometriumkarzinom?

C Beneder 1, SA Vorburger 2, M Balli 3, MD Mueller 4
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Innsbruck
  • 2Frauenklinik Universität Bern
  • 3Klinik für Viszeral-und Transplantationschirurgie Universität Bern
  • 4Pathologie Universität Bern

Fragestellung: Das Endometriumkarzinom macht ca 13% aller gynäkologischen Karzinome aus mit einem Altersgipfel zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr. Meist tritt es sporadisch auf und wird durch eine Dysbalance im Östrogen-Progesteron-Haushalt hervorgerufen. Allerdings kann es auch familiär gehäuft auftreten, wobei das Lynchsyndrom oder auch familiäre kolorektale Karzinom (HNPCC) die best dokumentierte Form darstellt.

Das Lynch-Syndrom ist durch einen Defekt der Basenmismatch-Reparatur gekennzeichnet. Alle Gene, die für Reparaturproteine kodieren können mutiert sein, vor allem sind dies MSH2, MLH1, MSH6 und PMS2. Das zweithäufigste Karzinom des HNPCC stelllt das Endometriumkarzinom dar, welches besonders bei jungen Frauen auch die Erstmanifestation sein kann.

Methoden: Alle Patientinnen, die zum Zeitpunkt der Diagnosestellung eines Endometriumkarzinoms in der Frauenklinik des Inselspitals Bern, jünger als 60 Jahre alt waren, wurden im Zeitraum von 1988 bis 2006 eingeschlossen. Das Tumorgewebe wurde immunhistochemisch in formalin-fixierten Paraffinschnitten mittels den monoklonalen Antikörpern MSH2, MLH1, MSH6 und PMS2 aufbereitet und auf einen Verlust dieser Marker hin untersucht.

Ergebnisse: 123 Patientinnen unter 60 Jahren qualifizierten sich von den insgesamt 418 erstdiagnostizierten Frauen mit Endometriumkarzinom im Zeitraum von 1988–2006.

Die Patientinnen wurden in Untergruppen unter 60 (29,4%), unter 55 (18,2%) und unter 50 Jahre (8,6%) unterteilt. Das Tumorgewebe aller Patientinnen wurde immunhistochemisch auf den Verlust von mindestens einem der 4 erwähnten Marker hin untersucht.

Schlussfolgerung: Nach der neuesten Datenlage leiden 1,8%-2,1% aller Patientinnen mit Endometriumkarzinom an einem HNPCC. Ein Screening mittles Immunhistochemie ist sinnvoll und leicht durchzuführen. Besonders junge Frauen mit einem Endometriumkarzinom können von dieser Screening-Methode profitieren.