Gesundheitswesen 2008; 70 - A48
DOI: 10.1055/s-2008-1076555

Zahnhygiene und Zahngesundheit bei Bewohnern von Altenpflegeheimen – Auswirkungen eines Trainingsprogramms für Pflegekräfte auf die Zahngesundheit der Betreuten

S Jäger 1, A Köster-Schmidt 1, U Heudorf 2
  • 1Landeszahnärztekammer Hessen, Frankfurt
  • 2Stadtgesundheitsamt Frankfurt, Abteilung Medizinische Dienste und Hygiene, Frankfurt a. M.

Erhebungen zur Zahnhygiene und Zahngesundheit von Bewohnern in Altenpflegeheimen in verschiedenen Ländern zeigten viele Probleme und hohen Verbesserungsbedarf auf, auch in Deutschland. In anderen Ländern konnte gezeigt werden, dass professionelle Zahnbehandlung und Prophylaxe in Altenpflegeheimen nicht nur die Verbesserung des Zahnstatus und der Mundgesundheit bewirken, sondern auch Infektionserkrankungen vorbeugen kann; für Deutschland liegen keine Interventionsstudien vor.

Vor diesem Hintergrund wurde im Frühjahr 2007 in Frankfurt am Main ein Pilotprojekt zur Verbesserung der Zahn- und Mundhygiene von Bewohnern in Altenpflegeheimen gestartet. In der auf ein Jahr angelegten Studie wird untersucht, wie sich die wiederholte intensive Schulung der Pflegerinnen und Pfleger auf die Mundgesundheit der Bewohner auswirkt.

Methode, Teilnehmer und erste Ergebnisse: Der Studienplan sieht eine wiederholte Schulung der Pflegemitarbeiter der Heime (alle 3–4 Monate) durch eine in der Alterszahnheilkunde erfahrene Zahnärztin vor. Parallel dazu wird der Zahn/Mundhygienestatus der Bewohner nach definierten Kriterien und Standards in einer Erstuntersuchung erhoben. Zur Evaluierung der Schulungen werden diese standardisierten Untersuchungen nach 4, 8 und 12 Monaten wiederholt und mit dem Erststatus verglichen.

Nach Information der Heime und der Bewohner konnten 130 Teilnehmer (90 w, 40m) in drei Altenpflegeheimen in die Studie eingeschlossen werden. Die Bewohner hatten ein mittleres Alter von 82 Jahren und lebten im Mittel seit 30 Monaten im Heim. Nur ein Drittel der Teilnehmer verfügte über eine gute Handmotorik, um ggf. ihre Zähne eigenständig zu pflegen. Im Durchschnitt hatten die Bewohner noch 4,5 eigene Zähne, davon waren jeweils einer kariös und ein weiterer nicht mehr erhaltungswürdig zerstört. 60% der Bewohner waren mit einer Kunststoff-Vollprothese versorgt, 20% waren zahnlos. Weniger als die Hälfte hatten eine zahnärztliche Betreuung im Heim angegeben, wobei sich hier große Unterschieden zwischen den einzelnen Heimen ergaben.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die angesprochenen Heime waren an dieser Untersuchung und dem Fortbildungsangebot stark interessiert. Die Erstuntersuchung zeigte sehr unterschiedliche Ergebnisse im Hinblick auf Zahn- und Mundhygiene der Bewohner. Dabei waren weniger Assoziationen zur Pflegestufe als zur bisherigen zahnärztlichen Betreuung zu erkennen. Aufbauend auf den Erfahrungen aus dieser Studie plant die Landeszahnärztekammer Hessen, langfristig Schulungen des Pflegepersonals in ganz Hessen anzubieten.