Pneumologie 2008; 62 - P226
DOI: 10.1055/s-2008-1074338

Tuberkulose – Persistierendes Fieber unter suffizienter antituberkulotischer Therapie

B Koch 1, S Gläser 1, W Siegmund 2, C Heidecke 3, D Walther 1, R Ewert 1
  • 1Universitätsklinikum Greifswald, Klinik für Innere Medizin B
  • 2Universitätsklinikum Greifswald, Institut für Pharmakologie
  • 3Universitätsklinikum Greifswald, Klinik und Poliklinik für Chirurgie

Einleitung: Tuberkulose ist neben HIV und Malaria eine der führenden, häufig tödlichen Infektionskrankheiten. Trotz suffizienter Therapie wird von prolongierten, fieberhaften Krankheitsverläufen berichtet.

Kasuistik: Ein 37-jähriger Inder klagte über Fieber, Dyspnoe und Gewichtsverlust seit 8 Wochen. Blut- und Urinkulturen waren negativ. Im Thorax-Röntgen zeigte sich eine globale kleinfleckige Zeichnungsvermehrung. Die CT-Thorax Aufnahmen ergaben eine Transparenzminderung mit großflächigen Infiltraten dorsal. Analysen von Sputum, Bronchialsekret und Magenaspirat auf Mycobakterien waren negativ. Ebenso der Tuberkulin-Hauttest. Im Biopsie-Material der Bronchoskopie zeigten sich keine säurefesten Stäbchen. Die Serologie auf HIV, CMV, EBV, Histoplasma, Legionella, Coxiella, Chlamydia, Parvovirus B19, Pneumocystis und Plasmodia war negativ. Nach 4-wöchiger kultureller Anreicherung gelang die Isolierung von Mycobacterium tuberculosis in Magenaspirat und Sputum. Es erfolgte eine orale antituberkulotische Therapie mit Rifampicin, Isoniazid, Pyrazinamid und Ethambutol. Trotz positiver Resistenztestung persistierte das Fieber. Die Medikation wurde i.v. appliziert. Bei Rückgang des Fiebers, zeigte sich bildgebend ein karnifizierender Umbau der Lunge. Eine Thorakotomie mit Keilresektion konnte die Lungentuberkulose bestätigen.

Ergebnisse: Der prolongierte Krankheitsverlauf ließ an eine Medikamentenmalabsorption denken. Die Histologie der Dünndarmschleimhaut ergab eine gesteigerte P-Glycoprotein-Expression, mit verminderter Verfügbarkeit oral applizierter Substrate, die Transportsubstrate von P-Glycoprotein sind (Rifampicin). Die Pharmakokinetik der p.o. und i.v. verabreichten Substanzen konnte jedoch eine Malabsorption ausschließen.

Schlussfolgerung: Persistierendes Fieber bei Lungentuberkulose stellt eine diagnostische Herausforderung dar. Trotz suffizienter Therapie kann ein prolongierter Krankheitsverlauf weitere Diagnostik erforderlich machen.