Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - S31
DOI: 10.1055/s-2008-1061537

Alexithymie und Verlauf stationärer Psychotherapie

HJ Grabe 1, J Frommer 2, A Ankerhold 3, C Ulrich 4, R Gröger 5, GH Franke 6, S Barnow 7, HJ Freyberger 1, C Spitzer 7
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie der EMA Universität Greifswald, Stralsund
  • 2Klinik für Psychosomatische Medizin, Universität Magdeburg
  • 3Suchtklinik, Uchtspringe, Uchtspringe
  • 4Abteilung für Psychosomatik, Uchtspringe, Uchtspringe
  • 5Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Bernburg
  • 6Hochschule Magdeburg-Stendal (FH), Fachbereich Angewandte Humanwissenschaften
  • 7Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Greifswald im Hanseklinikum Stralsund

Hintergrund: Etwa 25% aller Patienten, die psychotherapeutische Hilfe suchen zeigen deutlich erhöhte Alexithymiewerte. Es gibt nur wenige Studien, die den Einfluss alexithymer Persönlichkeitszüge auf das Psychotherapieergebnisse untersucht haben. Zudem ist es nicht bekannt, in welchem Maße sich die Alexithymie selbst therapeutisch beeinflussen lässt.

Methode: Von 414 konsekutiv aufgenommenen Patienten wurden 297 über 8 bis 12 Wochen behandelt und untersucht. Alle Patienten wurden in einem multimodalen Therapiesetting mit psychodynamischen Gruppentherapieverfahren behandelt.

Ergebnisse: 27% der Patienten wurden bei Beginn als alexithym klassifiziert (Toronto-Alexithymie-Skala: TAS–20 >61). Multivariate Modelle mit Meßwiederholung zeigten signifikante Veränderungen des Global Severity Index (GSI) der SCL–90-R in alexithymen und nicht-alexithymen Patienten. Jedoch zeigten alexithyme Patienten höhere GSI-Werte als nicht-alexithyme zum Zeitpunkt t0, t1 und t2 (p<0.001). Die TAS–20 Werte wiesen insgesamt eine hohe relative Stabilität auf. In der Alexithymiegruppe kam es zu deutlicher Reduktion der TAS–20 Werte (66.3 (SD=4.7) auf 55.9 (SD=9.9); t=8.69; df=79; p<0.001).

Diskussion: Das vollstationäre Behandlungssetting führte zu einer signifikanten Reduktion der Gesamtpsychopathologie und alexithymer Persönlichkeitszüge bei alexithymen Patienten. Jedoch litten diese Patienten bei Entlassung unter einer wesentlich höheren Gesamtbelastung als initial nicht-alexithyme Patienten.

Literatur: Grabe HJ, Frommer J, Ankerhold A, Ulrich C, Gröger R, Franke GH, Barnow S, Freyberger HJ, Spitzer C (2007). Alexithymia and Outcome in Psychotherapy. Psychotherapy and Psychosomatics (im Druck) Grabe HJ, Ruhrmann S, Ettelt S, Müller A, Buthz F, Hochrein A, Meyer K, Kraft S, Reck C, Pukrop R, Klosterkötter J, Falkai P, Maier W, Wagner M, Freyberger HJ (2006). Alexithymia in Obsessive Compulsive Disorder - Results from a Family Study Psychotherapy and Psychosomatics Grabe HJ, Spitzer C, Freyberger HJ (2001). Alexithymia and the Temperament and Character model of personality. Psychotherapy and Psychosomatics