Klin Monbl Augenheilkd 1999; 215(9): 175-181
DOI: 10.1055/s-2008-1034695
© 1999 Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zur klinischen Bedeutung der objektiven Sehschärfenschätzung mit Hilfe der visuell evozierten kortikalen Potentiale durch schnelle Reizmustersequenzen unterschiedlicher Ortsfrequenz

Objective assessment of visual acuity using visually evoked potentials in response to fast sequences of pattern stimuli of different spatial frequency - a study to determine the clinical relevanceStephanie Heine1 , Klaus Rüther2 , Jutta Isensee1 , Eberhart Zrenner1
  • 1Universitäts-Augenklinik Tübingen, Abteilung für Pathophysiologie des Sehens und Neuroophthalmologie, Schleichstr. 12, D-72076 Tübingen (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. E. Zrenner)
  • 2Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Charité/Virchow-Klinikum Berlin, Augustenburger Platz 1, D-13353 Berlin (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Dr.(F) Chr. Hartmann)
Further Information

Publication History

Manuskript erstmalig eingereicht am 14.1.1999

in der vorliegenden Form angenommen am 17.5.1999

Publication Date:
08 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Bei Patienten, die keine zuverlässigen Visus-angaben machen wollen oder können, soll eine objektive Methode die weitere Diagnostik erleichtern.

Patienten und Methoden Es wird ein Kollektiv von 34 Patienten mit bei Überweisung unklarer Visusminderung vorgestellt, die mit der von Hajek und Zrenner 1988 entwickelten objektiven Visusschätzung mit Hilfe der visuell evozierten kortikalen Potentiale untersucht wurden. Bei dieser Methode werden auf einem Monitor Sequenzen achromatischer Schachbrettmuster ansteigender Ortsfrequenz präsentiert. Es ergibt sich eine spindelförmige VEP-Antwort, die die Kontrastübertragungsfunktion widerspiegelt. An den gemessenen Amplitudenwerten wird eine Kurvenanpassung (Polynom zweiter Ordnung) durchgeführt. Es ergibt sich eine Parabel, aus deren Schnittpunkt mit der Abszisse im Bereich höherer Ortsfrequenzen der Visus geschätzt werden kann.

Ergebnisse Das Ergebnis der objektiven Visusschätzung wurde mit dem subjektiven Visus verglichen. In der Mehrzahl der untersuchten Patienten bestätigte das Visus-VEP den klinischen Verdacht der Simulation oder Aggravation.

Schlußfolgerung Patienten, bei denen der Verdacht auf Simulation oder Aggravation einer mittel- bis hochgradigen Visusminderung besteht, können als Zielgruppe der beschriebenen Untersuchungsmethode angesehen werden.

Summary

Background In patients where reliable subjective assessment of visual acuity is impossible, further diagnostics should be enhanced by an objective method.

Patients and methods A group of 34 patients was examined by objective assessment of visual acuity using visual evoked potentials (VEP) as described by Hajek and Zrenner in 1988. The presentation of five checkerboards with different spatial frequency in repetitive sequences on a TV-monitor elicits a series of transient visual evoked potentials. Shape and amplitude of each wavelet depends on check size and directly reflect a spatial tuning function with a low- and high-frequency cut-off. This amplitude is described by a polynomial fit (2nd order). The function's intersection with the x-axis at higher spatial frequencies leads to an estimation of the visual acuity.

Result This result is compared to the subjectively determined visual acuity. In the majority of the presented cases the suspected malingering was confirmed.

Conclusion Patients with suspected malingering represent the primary indication of the described method.

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