Laryngorhinootologie 1995; 74(12): 720-723
DOI: 10.1055/s-2007-997832
Otologie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

27 Jahre Erfahrung mit der transtympanalen Aminoglykosid-Behandlung des Morbus Menière*

Twenty-Seven Years' Experience with Intratympanic Aminoglycoside Treatment of Menière's DiseaseG. Lange
  • Städtische HNO-Klinik Wuppertal (Direktor: Prof. Dr. G. Lange) Klinikum der Universität Witten/Herdecke
* Auszugsweise vorgetragen auf der Tagung der Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte im 99. Jahre des Bestehens, Bielefeld 1995.
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Die intratympanale Gentamycintherapie (Refobacin®) der einseitigen Menière'schen Krankheit richtet sich erfolgreich gegen die schweren Schwindelanfälle. Ihr einziger Nachteil besteht in der Möglichkeit einer Hörschädigung durch das ototoxische Antibiotikum auf der behandelten Seite. Aus diesem Grunde sind solche Patienten am besten geeignet, die bereits einen krankheitsbedingten einseitigen Hörverlust haben und die unter schweren Schwindelattacken leiden. Patienten und Methode: Seit 1976 wurden 61 Patienten mit intratympanalen Gentamycininstillationen behandelt. Zwei- bis fünfmal über den Tag verteilt (nachts ist Pause) werden 8 - 12 mg Gentamycinsulfat (0,2 bis 0,3 ml Refobacin®) in den äußeren Gehörgang der erkrankten Seite gegeben und durch leichten Druck (Politzer-Ballon) über ein vorher gelegtes Paukenröhrchen in die Pauke transportiert. Bei der geringsten Reaktion des Gehörs (tägliche Audiometrie) oder des Gleichgewichtsapparates wird die Therapie abgebrochen. Am jeweils 3. Behandlungstag ist Pause, um unerwünschte Toxinakkumulation im Innenohr zu vermeiden. Ergebnisse: Von unseren 61 Patienten (Beobachtungszeit 2 - 17 Jahre) wurden 54 von ihren Menièreanfällen geheilt. Drei weitere Patienten erlitten hochgradig abgeschwächte, seltenste Anfälle niedrigster Intensität. Wir zählen sie ebenfalls als Erfolge. Eine ototoxische Hörverschlechterung trat 29mal auf, war aber in den meisten Fällen subjektiv bedeutungslos, da bereits vorher eine krankheitsbedingte hochgradige Schwerhörigkeit vorlag. Schlußfolgerungen: Die intratympanale Gentamycininstillation ist beim einseitigen Morbus Menière mit hochgradiger Schwerhörigkeit und schweren Schwindelanfällen die Methode der Wahl. Bei gutem Restgehör empfehlen wir wegen der Akkumulationsneigung des Refobacin® Dosierungsschemata mit niedrigeren Gentamycindosen und längeren Therapieintervallen.

Summary

Background: Severe unilateral Menière's disease is successfully treated intratympanically with ototoxic antibiotics. Gentamicin sulfate (Refobacin®) gives the best results. The only disadvantage is that gentamicin may damage hearing in the treated side. Therapy is easier in patients with marked hearing loss prior to treatment. Patients and Method: Since 1976 we treated 61 patients by in jecting 8 - 12 mg Refobacin® (0,2 - 0,3 ml) into the external auditory meatus between two and five times per day. By creating slight pressure (Politzer bag) the liquid is transported into the middle ear via a ventilating tube. From here it penetrates through the windows. The slightest indication of inner ear reaction was grounds for immediately terminating treatment. Results: In 54 of our 61 patients (follow-up 2 - 17 years) we were completely successful. Three further patients continued having very rare and weak spells, yet we regard them as being practically healed. We did not succeed in four of our cases. Twenty-nine patients suffered hearing loss. Hearing was mostly poor prior to therapy. Conclusions: Transtympanic gentamicin therapy provides very good results in severe cases of unilateral Menière's disease. Spells of vertigo and vomiting are controled. We propose individual dosage depending on hearing threshold and intensity of symptoms.

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