Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 68 - P3_6
DOI: 10.1055/s-2007-983693

Akute postpartale Inversio uteri

C Abel 1, D Rüger 1, T Römer 1
  • 1Gynäkologisch-Geburtshilfliche Abteilung – Evangelisches Krankenhaus Köln-Weyertal gGmbH, Köln

Einführung:

Die Umstülpung der Gebärmutter unter der Geburt wird als Inversio uteri bezeichnet. Hierbei prolabiert die endometriale Seite der Gebärmutter durch die offene Zervix. Gleichzeitig werden dabei die Adnexe trichterförmig ins innere Lumen verlagert. Es ist ein selten auftretendes Ereignis, das sowohl spontan, häufiger aber nach festem Nabelschnurzug, Manöver nach Kristeller oder einem forcierten Credé-Handgriff auftritt. Die Angaben zur Inzidenz in der Literatur schwanken zwischen 1:1800 und 1:27.000.

Fallbericht:

Eine 23-jährige I-para wurde nach unauffälliger Eröffnungsperiode und Austreibungsphase spontan aus regelrechter Schädellage von einem 3330g schweren lebensfrischen Mädchen über einen Dammriss II ° entbunden. Aufgrund des in der Vorgeschichte bestehenden Z.n. manueller Plazentalösung wegen Plaztentaretention wurde unmittelbar p.p.3 I.E. Oxytocin i.v. verabreicht sowie der Wehentropf auf maximale Tropfgeschwindigkeit hochgestellt. Nach eindeutiger Lösungsblutung wurde unter leichtem Nabelschnurzug die Plazenta entwickelt. Mit der Geburt der Plazenta prolabierte der komplett umgestülpte Uterus in die Vagina. Zunächst wurde der prolabierte Fundus uteri manuell reponiert und der Dammriss versorgt. Aufgrund einer starken atonen uterinen Blutung wurde eine Nalador-Tamponade in ITN gelegt. In der Abdomensonographie fiel eine Einkerbung im Fundusbreich auf. In der umgehend durchgeführten Laparotomie zeigte sich ein nach kaudal eingezogener Fundus, der durch einen Kontraktionsring fest im Isthmusbreich fixiert war. Die Tuben und die Blase waren ebenfalls mit hineingezogen. Beide Ovarien lagen oberflächlich im Fundusbreich. Der Inversionsring wurde mit Klemmen gefasst und die Inversion wurde nach sukzessivem Tiefersetzen der Klemmen und gleichzeitigem Zug nach kranial aufgehoben. Dabei kam es zum Tubenabriss auf der rechten Seite. Der Uterus war sehr blass und von weicher Konsistenz. Nach direkter Injektion von Methergin in die Uterusmuskulatur und eines Naladortropfes i.v. kontrahierte sich der Uterus und nahm eine rosige Farbe an. Die Patientin erholte sich nach Gabe von insgesamt 5xEks/4xFFP postoperativ rasch und konnte eine Woche später entlassen werden.

Schlussfolgerung:

Das Mittel der Wahl bei der akuten Inversio uteri ist die sofortige manuelle Reposition (Johnson's Manöver). Die manuelle Reposition kann durch die Ausbildung eines festen Kontraktionsringes durch die Zervix erschwert oder sogar unmöglich gemacht werden. Neben starken uterinen Blutungen kann eine Infarzierung des Uterus als Komplikation eintreten. In einem solchen Fall ist eine operative Reposition erforderlich.