Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - P381
DOI: 10.1055/s-2007-983351

Novalung®: ein sinnvolles Verfahren zur Behandlung des postoperativen ARDS im Kindesalter

U Krämer 1, W Ruschewski 2, T Tirilomis 2, T Paul 1
  • 1Universitäts- Kinderklinik, Göttingen
  • 2Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, Göttingen

Hintergrund: In der postoperativen Versorgung von Kindern nach Herz-Lungen-Maschinen-Operation ist eine Kreislaufunterstützung und Oxygenierung mittels extrakorporaler Membranoxygenierung (ECMO) mittlerweile ein etabliertes Behandlungsverfahren. Bedingt durch die notwendige Antikoagulation bei dem Einsatz von ECMO kommt es häufig zu Blutungskomplikationen aufgrund der großen Wundflächen. Der Novalung®iLA Membranventilator ermöglicht durch den arteriell-venösen Shunt über eine heparinbeschichtete, biokompatible Diffusionsmembran eine CO2 -Elimation und in beschränktem Rahmen eine Verbesserung der Oxygenierung. Ein bedeutender Vorteil ist die geringere Antikoagulation, die bei Verwendung dieses neueren interventionellem Lungenersatzverfahren notwendig ist. Bei Erwachsenen kommt die Novalung® beim respiratorischen Versagen als lungenprotektive Therapie zum Einsatz. Der Verwendung bei Kindern ist kaum beschrieben. Fallberichte: Wir berichten über 2 Patienten mit Pulmonalatresie vom Fallot-Typ mit multifokaler Lungendurchblutung, bei denen im Alter von 7 bzw. 15 Jahren eine Unifokalisierungsoperation durchgeführt wurde. Postoperativ war eine ausreichende Oxygenierung (tSO2>50%) und Ventilation (paCO2<80mmHg) trotz gutem postoperativem Ergebnis und guter kardialer Pumpfunktion nicht möglich. Bei Patient 1 (15 Jahre, Gewicht: 50kg) konnte bereits unmittelbar postoperativ nur mittels ECMO eine ausreichende Stabilisierung der Oxygenierung und CO2-Elimination erreicht werden. Trotz mehrfacher chirurgischer Blutstillung und Optimierung der Gerinnungsparameter kam es im Verlauf weiterhin zu exzessiven Bedarf an Blutprodukten. Die ECMO-Therapie konnte bei guter Hämodynamik beendet werden, es kam jedoch rasch zu einem CO2-Anstieg (>140mmHg) mit schlechter tSO2 (<60mmHg). Aus diesem Grund wurde nach Kanülierung der Arteria femoralis sinistra (15F) und Vena femoralis dextra (15F) die Therapie mittels Novalung® begonnen (CO2-Abfall auf 55mmHg nach 25min). Die Decarboxylierung und Oxygenierung konnte somit im Verlauf problemlos gewährleistet werden. Blutungskomplikationen traten nicht auf. Der Patient 1 verstarb nach 25 Tagen an Novalung® an einer Sepsis. Patient 2 (7 Jahre, Gewicht: 19kg) entwickelte am 15. postoperativem Tag ein schweres ARDS mit der Notwendigkeit einer ECMO-Therapie. Nach 8 Tagen erfolgte die Umstellung auf Novalung® über die ECMO-Kanülen wegen starker Blutungskomplikationen. Auch in diesem Fall traten keine Komplikationen bedingt durch den Einsatz von Novalung® auf. Patient 2 verstarb 2 Tagen nach Umstellung an einem Multiorganversagen.

Schlussfolgerung: Der interventionelle Lungenersatz mittels Novalung® stellt eine sinnvolle Therapieoption zur Behandlung des postoperativen ARDS im Kindesalter dar.