Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - P342
DOI: 10.1055/s-2007-983312

Homocysteinspiegel und MTHFR-Polymorphismen bei Frühgeborenen in zwei ethnischen Gruppen

U Lindner 1, T Gomes 1, J Woerner 1, E Tutdibi 1, D Monz 1, L Gortner 1
  • 1Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie, Klinik für Kinder-und Jugendmedizin, Universitätskliniken des Saarlandes, Homburg/Saar

Hintergrund: Ein für das Gestationsalter zu niedriges Geburtsgewicht (small for gestational age, SGA) gilt als Risikofaktor für eine erhöhte Mortalität und Morbidität. Als eine Ursache hierfür werden intrauterine Wachstumsstörungen infolge von Thrombophilien angesehen, z.B. Polymorphismen im Gen der Methylentetrahydrofolatreduktase (MTHFR), welche zu einem erhöhten Homocysteinspiegel führen. Neben genetischen Einflüssen auf den Homocysteinspiegel sind auch nutritive Einflussfaktoren bekannt.

Fragestellung: Ziel dieser Studie war, genetische, ethnische und nutritive Einflüsse auf den Homocysteinspiegel und dessen Auswirkung auf das Geburtsgewicht zu untersuchen. Patienten/Methoden: Untersucht wurde ein Kollektiv von 237 Frühgeborenen (Gestationsalter (GA) 32.-36. SSW, mittleres Geburtsgewicht (GG) 2295g), davon 172 Frühgeborene aus Sri Lanka (mittleres GA 35,6 SSW, mittleres GG 2258g) und 65 Frühgeborene aus Deutschland (mittleres GA 35,3 SSW, mittleres GG 2400g). Bei allen Probanden wurden Homocystein- und Folsäurespiegel im venösen Nabelschnurblut untersucht. Zusätzlich wurde die Verteilung der MTHFR-Polymorphismen C677T und A1298C analysiert. SGA wurde definiert als GG unterhalb der 10. Perzentile (für jeweilige ethnische Gruppe). Ergebnisse: Im Gesamtkollektiv waren 31% der Frühgeborenen SGA (Sri Lanka 32%, Deutschland 26%). Die Homocysteinspiegel waren im sri lankischen Kollektiv signifikant niedriger als im deutschen Kollektiv (4,9 vs. 5,6µmol/l). Kein signifikanter Unterschied zeigte sich zwischen SGA-und eutrophen Kindern im Gesamtkollektiv (5,5 vs. 4,87µmol/l). Im sri lankischen Kollektiv waren die Homocysteinspiegel signifikant höher bei SGA-Kindern (5,48 vs. 4,65µmol/l), während im deutschen Kollektiv keine signifikante Differenz nachweisbar war (5,43 vs. 5,8µmol/l). Die Folsäurespiegel waren im sri lankischen Kollektiv signifikant höher als im deutschen Kollektiv (19,2 vs. 12,3ng/ml), keine signifikanten Differenzen zeigten sich zwischen SGA-und eutrophen Kindern im Gesamtkollektiv sowie innerhalb der ethnischen Gruppen. Die Verteilung der MTHFR-Genotypen zeigte für C677T einen deutlichen Unterschied zwischen den ethnischen Gruppen (CC 77,8% vs. 41,5%, CT 20,5 vs. 49,2%, TT 1,8% vs. 9,2%), während sich für A1298C ein wesentlicher Unterschied nur für die homozygote Mutante ergab (AA 32,2% vs. 35,4%, AC 46,2% vs. 55,4%, CC 21,6% vs. 9,2%).Ein Einfluss der MTHFR-Polymorphismen auf den Homocystein-Spiegel ließ sich weder in den einzelnen ethnischen Gruppen noch bei Unterteilung des Kollektives in SGA-und eutrophe Kinder nachweisen. Es zeigte sich keine Korrelation zwischen Homocysteinspiegel und Geburtsgewicht (r=-0,132). Zusammenfassung: Die Untersuchung bestätigt die unterschiedliche Verteilung der MTHFR-Genotypen in ethnischen Gruppen. Die in diesem Kollektiv nachgewiesenen Unterschiede im Homocysteinspiegel scheinen eher nutritiv als genetisch bedingt zu sein. Es zeigte sich kein Einfluss des Homocysteinspiegels auf das Geburtsgewicht.