Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - P175
DOI: 10.1055/s-2007-983246

Erfolgreiche Therapie eines konnatalen Chylothorax mit dem Somatostatin-Analogon Octreotid

M Bendiks 1, W Göpel 2, S Köster 2, R Odendahl 2, P Ahrens 2, E Herting 2
  • 1Altonaer Kinderkrankenhaus, Hamburg
  • 2Kinderklinik, Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Lübeck

Einleitung: Konservative Maßnahmen zur Behandlung eines konnatalen Chylothorax sind die Drainage des Pleuraspalts, eine extrem fettarme enterale Ernährung mit oraler Zufuhr von mittelkettigen Fettsäuren und schließlich die totale parenterale Ernährung. In 90% aller Fälle kann der Chylusfluss durch diese Maßnahmen zum Stillstand gebracht werden. Bei Versagen der konservativen Behandlung besteht jedoch eine Mortalität von 50%. In der Regel muss eine chirurgische Therapie durchgeführt werden. Octreotid, ein synthetisches Somatostatin-Analogon, wurde bei der Behandlung eines posttraumatischen Chylothorax sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern erfolgreich eingesetzt. Einzelne Berichte existieren auch für die effektive Therapie des konnatalen Chylothorax. Wir berichten über ein weibliches Frühgeborenes der 35+2 SSW mit konnatalem Chylothorax, bei dem nach Versagen der üblichen konservativen Therapie durch die Behandlung mit Octreotid eine Operation vermieden werden konnte. Anamnese und Diagnostik: Bei einem weiblichen Frühgeborenen der 35+2 SSW wurde bereits intrauterin die Diagnose eines Hydrothorax gestellt. Eine begleitende Lungenhypoplasie konnte ausgeschlossen werden. Postnatal zeigte das Röntgenbild einen rechtsseitigen Pleuraerguss mit einer Spaltbreite von 1,2cm. Die Analyse des Pleurapunktats ergab ein für Chylus typisches protein- und lymphozytenreiches Sekret. Der Gehalt an Triglyceriden war aufgrund der noch nicht erfolgten enteralen Ernährung niedrig. In den Blutuntersuchungen fielen eine Hypoproteinämie, eine Verlängerung der PTT und ab der 3. Lebenswoche eine leichte Lymphozytopenie auf. Therapie und Verlauf:

Unter moderater Beatmung und kontinuierlichem Abfluss von Chylus über eine Pleuradrainage kam es zur Stabilisierung der respiratorischen Situation. Die weitere Behandlung umfasste den Ausgleich des Verlustes von Flüssigkeit und Proteinen einschließlich Gerinnungsfaktoren, Maßnahmen zur Infektionsprophylaxe (primäre Antibiose, Substitution von Immunglobulinen) und eine hochkalorische Ernährung. Jedoch konnte weder unter extrem fettarmer enteraler Ernährung noch unter totaler parenteraler Ernährung eine Abnahme des Chylusflusses erreicht werden. Deshalb wurde am 22. Lebenstag nach 11 Tagen totaler parenteraler Ernährung mit einer Dauerinfusion von Octreotid (initial 2µg/kg/h, sukzessive Steigerung auf 5µg/kg/h) begonnen.

Der Chylusfluss über die Pleuradrainage sistierte nach 3 Behandlungstagen. Nebenwirkungen oder ein Rezidiv des Chylothorax traten nicht auf. Schlussfolgerung: Der vorliegende Fall bestätigt die Wirksamkeit von Octreotid bei der Therapie eines konnatalen Chylothorax. Auch im Neugeborenenalter scheint die Octreotid-Behandlung eine viel versprechende Alternative zur chirurgischen Therapie bei ansonsten konservativ nicht zu heilendem Chylothorax zu sein.