Gesundheitswesen 2007; 69 - V17
DOI: 10.1055/s-2007-982800

Konzept zur Verbesserung der Impfraten in Bayern

MS Ludwig 1, R Fischer 1, W Hautmann 1, C Höller 1, L Naumann 1, H Rinder 1, A Sing 1, U Stocker 1, M Wildner 1, B Liebl 2, E Lutz 2, L Weigl 2
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
  • 2Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz

Hintergrund: Das Bayerische Impfkonzept hat zum Ziel, eine effektive Umsetzung der nationalen Impfempfehlungen unter Berücksichtigung der besonderen Gegebenheiten in Bayern und von Gruppen mit erschwertem Zugang zu Impfungen zu gewährleisten und eine Aufgabenverteilung und Koordination der verschiedenen Akteure im Bereich der Impfprävention zu erreichen.

Inhalte des Konzepts: Folgende Schwerpunkte wurden formuliert:

  • Datenlage hinsichtlich Inzidenz impfpräventabler Erkrankungen, Durchimpfungsraten und Impfschäden verbessern

  • Priorisierung, z.B. Priorität Lebenswelt Kindergarten und Schule sowie Arbeitswelt und ggf. Formulierung von Impfzielen

  • Erweiterte Nutzung der Schuleingangsuntersuchungen auch als Instrument zur Verbesserung der Durchimpfungsraten bei Schulkindern über Einführung eines Impflücken-Recallsystems durch die Gesundheitsämter sowie über zeitnahe Information der niedergelassenen Kinder- und Hausärzte über landkreisspezifische Impfraten

  • Koordination der Impfaktionen der Gesundheitsämter in bayerischen Schulen zur Verbesserung des subsidiären Impfangebots durch Fokussierung auf die 6. Klasse und dadurch gleichzeitige Erschließung einer neuen Datenquelle für Durchimpfungsraten

  • Initiierung bzw. Abstimmung von weiteren Maßnahmen zur Erhöhung der Impfraten durch Gründung einer „Landesarbeitsgemeinschaft Impfen

  • Prüfung einer Impfpassvorlagepflicht bzw. Beratungspflicht bei Besuch einer Gemeinschaftseinrichtung (Kindergarten, Schule, Altenheim etc.)

  • Stärkung der betrieblichen Gesundheitsvorsorge im Bereich Impfen

  • Angebot der Vorsorge durch Impfbuchkontrolle, Impfberatung und ggf. Impfangebot bei Lehrern im Rahmen der Einstellungsuntersuchungen von Beamtenanwärtern

  • Öffentlichkeits- und Medienarbeit

  • Unterstützung der niedergelassenen Ärzte durch Beseitigung von infrastrukturellen, administrativen und materiellen Barrieren sowie durch eine für den Bereich der kassenärztlichen Versorgung verbindliche qualitätsgesicherte Aus-, Weiter- bzw. Fortbildung hinsichtlich Impfen

  • Bewertung und ggf. Übernahme erfolgreicher Modelle anderer Länder

Diskussion: Bei der Umsetzung dieser Schwerpunkte sind viele der Akteure im Impfwesen gefordert: der öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) in Bayern, d.h. bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV), bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Regierungen und Gesundheitsämter, niedergelassene Ärzte und Berufsverbände, Krankenkassen, Vertreter aus dem Wissenschaftsbereich sowie weitere Organisationen, die in der Impfprävention erfolgreiche Arbeit leisten (z.B. Grünes Kreuz). Die Gründung einer „Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft Impfen“ soll bei der Vernetzung der verschiedenen Akteure und bei der abgestimmten Umsetzung dieses Konzepts helfen.