Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P393
DOI: 10.1055/s-2007-982488

Rauchen und kardiovaskuläre Risikofaktoren bei juvenilen Typ 1 Diabetikern

KO Schwab 1, J Doerfer 1, E Schorb 1, K Hallermann 1, A Krause 1, K Grehl 1, T Kratzin 1, K Winkler 2
  • 1Universitätsklinik Freiburg, Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Freiburg, Germany
  • 2Universitätsklinik Freiburg, Zentrum für Labormedizin, Freiburg, Germany

Um die kardiovaskulären Risikofaktoren bei rauchenden Diabetikern im Jugendalter zu evaluieren, untersuchten wir 94 Kinder und Jugendliche mit Typ 1 Diabetes, die jeweils am Telefon nach ihrem Rauchverhalten gefragt wurden. 19 von ihnen rauchten passiv (n=12, zumindest ein Familienmitglied raucht zu Hause) oder aktiv (n=7, mehr als 1 Zigarette pro Woche). Im Vergleich zu nicht rauchenden Diabetikern waren die passiv rauchenden Diabetiker gleich alt (12 Jahre), sie hatten das gleiche Körpergewicht (48kg) und die gleiche Körperlänge (150cm). Überraschenderweise war die Inzidenz der Retinopathie signifikant erhöht (p<0,0001). Im Vergleich zu nicht rauchenden Diabetikern waren die aktiv rauchenden Diabetiker signifikant älter (12 vs. 16,3 Jahre), sie hatten die größere Körperlänge (150 vs. 168,7cm) und Körpergewicht (48,6 vs. 62,9kg). Allerdings waren BMI, BMI-SDS und der Blutdruck in beiden Gruppen ähnlich. Der HbA1c Wert war signifikant erhöht (10,2 vs. 7,7%). Ähnlich verhielt es sich mit den Cholesterinspiegeln (201 vs. 171mg/dl, p<0,004), den LDL-Cholesterin-Werten (113 vs. 92mg/dl, p<0,03) und den Apolipoprotein B-Spiegel (95,7 vs. 75,3mg/dl, p<0,009). Dagegen waren die L-Selectin-Spiegel (1413 vs. 1800ng/ml, p<0,001) erniedrigt. L-Selectin war negativ korreliert mit dem Alter (Spearman's rank correlation coefficient rho=-0,54, p<0,00001), sowie mit dem Gewicht, BMI, systolischem Blutdruck und Rauchen (rho=-0,34, p<0,004). Wir möchten schlussfolgern, dass möglicherweise bereits passives Rauchen zu einer höheren Inzidenz einer Retinopathie beitragen kann. Aktiv rauchende Jugendliche mit Diabetes sind älter als nicht-rauchende Diabetiker, sie weisen eine schlechtere Diabeteseinstellung auf und haben ein atherogeneres Lipidprofil. Damit erhöht sich die Anzahl ihrer kardiovaskulären Risikofaktoren von 1 (Diabetes) auf mindestens 4 (zusätzlich Rauchen, schlechte Diabeteseinstellung, Hypercholesterinämie). Die signifikant verminderten L-Selectin-Spiegel im Blut rauchender Diabetiker ist Gegenstand der Forschung und könnte ggf. bei aktivierten Endothelrezeptoren durch einen erhöhten Verbrauch bedingt sein.