Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P360
DOI: 10.1055/s-2007-982455

Ergebnisse einer 12-tägigen „Komplexschulung“ bei Diabetes Typ 2

W Kamke 1, G Micklich 2, K Kuhnt 2, J Dyck 3
  • 1Reha-Zentrum Spreewald, Innere Medizin, Burg, Germany
  • 2DRV-Klinik Berlin-Brandenburg Hohenelse, Rheinsberg, Germany
  • 3AOK Brandenburg, Teltow, Germany

Fragestellung: Durch die Einbindung in das DMP soll die Versorgungsqualität chronisch Kranker verbessert werden. Erste Ergebnisse zeigen eine Senkung der HbA1c-Werte, des Blutdrucks und eine Zunahme augenärztlicher Untersuchungen. Andererseits ist die Anzahl der Patientenschulungen immer noch niedrig, eine relevante Senkung diabetesbezogener Krankenhausaufenthalte wurde in Brandenburg bisher nicht registriert. Daher erfolgte zwischen der AOK Brandenburg und zwei Reha-Kliniken eine Vereinbarung zur Verbesserung der Versorgung von Diabetikern durch ergänzende Leistungen zur Rehabilitation.

Ziel ist es, in einer 12-tägigen stationären „Komplexschulung“ mit einer Kombination von Diabetesschulung, Therapieoptimierung und Initiierung eines Trainingsprogrammes unter alltagsnahen Bedingungen die Behandlung der Typ 2-Diabetiker zu verbessern.

Methodik: Eingeschlossen wurden Patienten (P), die ambulant unzureichend eingestellt waren und/oder eine Schulung im Wohnumfeld nicht realisierbar war (nach Indikationskatalog). In einer geschlossenen Gruppe (4–8 P) erfolgten medizinische Betreuung (Aufnahme- und Laboruntersuchung, Diagnostik, täglich 3–4 Mal Blutzuckervisite), strukturierte Diabetesschulung (täglich 90–135 Minuten Theorie und Praxis) sowie ein tägliches Trainingsprogramm. Erfasst wurden Patientendaten (Größe, Gewicht, Risikofaktoren) und Laborwerte (BZ-Tagesprofile, HbA1c, Cholesterinstatus). Angestrebt wurde eine BZ-Einstellung entsprechend der Versorgungsleitlinie Typ 2 Diabetes der DDG. Nach 4 Monaten wurden der HbA1c und eine Einschätzung der „Komplexschulung“ mittels Fragebogen vom Hausarzt erfasst.

Ergebnisse: In beiden Kliniken wurden bisher 114 P von 85 Hausärzten eingeschlossen. Das mittlere Alter betrug 62,3 Jahre. 68 P waren weiblich. Der BMI lag Ø 33,52 und der HbA1c-Wert bei Ø 8,4% (53 P>8,5; 40 P 7,0–8,5, 21 P<7,0). Die Rücklaufquote der Fragebögen liegt bei 83,7%. Der HbA1c betrug nach 4 Monaten Ø 7,58%, was einem Abfall um 0,8% entspricht. Auf einer Skala von 1–5 wurde von den Hausärzten der Zuweisungsmodus mit 1,56; das Ergebnis der Maßnahme mit 1,89, die Qualität des Entlassungsberichtes mit 1,45 und die Patientenzufriedenheit mit 1,77 bewertet.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der „Komplexschulung“ zeigen, dass die stationäre Rehabilitation sich optimal mit ihrem ganzheitlichen Ansatz für die Stoffwechelverbesserung von einzelnen Problempatienten eignet. Durch die Kombination von strukturierter Schulung, Therapieoptimierung und körperlicher Aktivierung konnte eine deutliche und längerfristige Verbesserung der Stoffwechsellage erreicht werden. Der erreichte HbA1c-Abfall von 0,8% nach 4 Monaten übersteigt den Effekt einer reinen medikamentösen Intervention in vielen Untersuchungen. Die Schulung wird von den betreuenden Hausärzten und den P überwiegend positiv eingeschätzt. Langfristig muss evaluiert werden, ob dieser Erfolg dauerhaft erhalten wird und Krankenhauseinweisungen reduziert werden.