Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P288
DOI: 10.1055/s-2007-982383

Hyperinsulinämische und hyperinsulinämisch-hyperlipidämische Bedingungen supprimieren Gesamt-Ghrelin, aber nicht orexigen aktives Acyl-Ghrelin bei gesunden normalgewichtigen Personen

MO Weickert 1, C von Löffelholz 1, AM Arafat 1, C Schöfl 1, B Otto 2, M Möhlig 1, AFH Pfeiffer 1
  • 1Deutsches Institut für Ernährungsforschung, Abteilung Klinische Ernährung, Potsdam-Rehbrücke; Charité-Universitätsmedizin, Abteilung für Endokrinologie, Diabetes und Ernährungsmedizin, Berlin, Germany
  • 2Universitätsklinikum Innenstadt, Medizinische Klinik I, München, Germany

Hintergrund: Ghrelin ist ein gastrointestinales Peptidhormon mit ausgeprägter orexigener Wirkung. Zirkulierendes Gesamt-Ghrelin (GG) steigt im Nüchternzustand und wird sowohl postprandial als auch bei chronischer Hyperinsulinämie (Insulinresistenz) herunterreguliert. Nur die acylierte Form (AG) überschreitet beim Menschen die Blut-Hirn-Schranke und stimuliert v.a. hypothalamische orexigene Neuronen, während anorexigene Faktoren inhibiert werden. Im Blut zirkuliert jedoch überwiegend nicht-acyliertes Ghrelin (NAG), welches nicht orexigen wirkt und zumindest im Tierversuch sogar gegenteilige Wirkungen aufweist. Während in einigen Studien eine GG Suppression auch bei moderat hyperinsulinämischen Bedingungen gezeigt wurde, ist dies für orexigen aktives AG bisher nicht untersucht.

Methoden: Untersuchung der zirkulierenden Konzentrationen von GG, AG und NAG (n=14, Alter 52,2±3,4 Jahre, BMI 24,2±1,1kg/m2, NGT und NFG), während der Durchführung zweistufiger euglykämisch-hyperinsulinämischer Clamps über >440min mit moderater, den postprandialen Anstieg insulinresistenter Personen imitierender Hyperinsulinämie (40 mU/m2; ˜148±7min bis Steady-State, gefolgt von Lipid/Heparin-Infusion (1,25ml/min) über weitere 300min).

Ergebnisse: GG und NAG wurden unter hyperinsulinämischen Bedingungen signifikant supprimiert (ANOVA, jeweils P<0,001; GG 819±92 vs. 564±58 pg/ml, P<0,001; NAG 772±92 vs. 517±56 pg/ml, P<0,001). Dagegen wurde orexigen aktives AG weder durch Hyperinsulinämie noch durch zusätzliche Hyperlipidämie unter die Basalwerte supprimiert (ANOVA, P=0,30; 46±3 vs. 47±8 pg/ml, P=0,904).

Zusammenfassung: Eine fehlende Suppression des orexigen aktiven AG unter hyperinsulinämischen und hyperinsulinämisch-hyperlipidämischen Bedingungen könnte zur Erklärung der bekannten Beobachtung beitragen, dass bei Personen mit chronischer Hyperinsulinämie, wie z.B. Patienten mit Typ 2 Diabetes oder adipösen Patienten, trotz signifikant reduzierter zirkulierender GG-Konzentrationen die Energieaufnahme nicht entsprechend reduziert wird.