Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P126
DOI: 10.1055/s-2007-982221

Welche Auswirkung hat eine falsche Codierung von Blutzuckermessgeräten auf die Genauigkeit der Blutzuckerselbsttestung?

T Haak 1, H Gerlach 2, M Krichbaum 1, N Hermanns 1
  • 1Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
  • 2Bayer Vital GmbH, Leverkusen, Germany

Problemstellung: Eine möglichst genaue Blutglukoseselbstmessung durch die Patienten ist eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Selbstbehandlung des Diabetes. Die Glukosemessung mit Blutzuckermessgeräten zur Eigenmessung basiert in der Regel auf einer Enzymreaktion des Teststreifens mit der Glukose, wobei ein elektrischer Strom proportional zur Höhe der Glukose fließt. Da verschiedene Teststreifen-Chargen produktionsbedingte Unterschiede aufweisen, die sich auf die Enzymaktivität des Testsreifens auswirken, muss mit jeder neuen Teststreifenpackung das Blutzuckermessgerät auf die jeweilige Charge codiert werden, um eine optimale Messgenauigkeit zu erreichen. Bei den meisten handelsüblichen Geräten wird diese Codierung manuell vorgenommen, andere Geräte benutzen einen Code-Chip. Diese Studie untersucht den Einfluss einer richtigen vs. falschen Codierung (durch manuelle Fehlcodierung oder durch Benutzung eines inadäquaten Code-Chips) auf die Messgenauigkeit der Blutzuckermessung mit „Point of Care“ Geräten.

Methodik: An dieser Studie nahmen 154 Diabetespatienten (Alter 53±13J.; Diabetesdauer 13,7±13J.; Typ 2 Diabetes: 65%; HbA1c 8,9±1,7%) teil. Es wurden 5 „Point of Care“ Geräte (Accu-Chek Aviva, Roche Diagnostics; Free Style Mini, Abbott Laboratories; One Touch UltraSmart, LifeScan; BD Logic, BD Medical; Precision Xceed, Medisense) in die Untersuchung einbezogen. Von jedem Gerätetyp wurde ein Gerät jeweils richtig und ein anderes falsch codiert. Alle Messungen wurden von einer Study Nurse durchgeführt, die in Hinblick auf die richtige oder falsche Codierung der Messgeräte verblindet war. Die Ergebnisse jeder Messung mit den richtig bzw. falsch codierten Blutzuckermessgeräten wurden jeweils mit einer Referenzmessung verglichen, die mithilfe des Ebio-Photometer (Eppendorf – Netheler – Hinz GmbH) vorgenommen wurde. Bei allen Blutproben handelte es sich um Kapillarblut.

Ergebnisse: Die richtig codierten Blutzuckermessgeräte zeigten eine mittlere prozentuale Abweichung von der Referenzglukosemessung (MAD) von 10,8±13,4%. Die MAD der 5 Gerätetypen schwankte bei richtiger Codierung zwischen 8,5±6,0% und 15,6±7,7%. Durch eine falsche Codierung erhöhte sich die MAD signifikant um 4,1±15,7% auf 14,9±11,4%. Die MAD der falsch codierten Geräte betrug zwischen 9,2±7,1% und 20,9%.

Schlussfolgerung: Die falsche Codierung eines Blutzuckermessgerätes stellt eine relevante Fehlerquelle bei der Blutzuckermessung dar. In dieser Untersuchung konnten etwa 30% der Abweichungen von der Referenzmessung auf eine falsche Codierung des Blutzuckermessgerätes zurückgeführt werden. Daher sollte in der Patientenschulung die Notwendigkeit der richtigen Codierung von Blutzuckermessgeräten besonders betont und die richtige Codierung praktisch geübt werden. Es erscheint zudem sinnvoll, bei Blutzuckermessgeräten zur Selbstmessung diese Fehlerquelle konstruktionsbedingt zu minimieren bzw. ganz auszuschalten.