Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P94
DOI: 10.1055/s-2007-982189

Depression und Typ 2 Diabetes bei Hausarztpatienten: Ergebnisse der DETECT Studie

J Dirmaier 1, B Watzke 1, U Koch 1, HU Wittchen 2, H Schulz 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Germany
  • 2Technische Universität Dresden, Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Dresden, Germany

Hintergrund: In der Behandlung von Patienten mit Typ 2 Diabetes in der allgemeinärztlichen Versorgung treten als Folge eines hohen Anteils an Patienten mit Depression verschiedene Problembereiche zutage: Häufig wird die Depression nicht erkannt, nicht adäquat behandelt und führt zu Beeinträchtigungen im Alltag sowie zu Komplikationen im Rahmen der somatischen Behandlung. Studien weisen u.a. darauf hin, dass Depressivität zu Beeinträchtigungen der Compliance führen kann. Eine Analyse der Zusammenhänge zwischen Depression und Typ 2 Diabetes kann Erkenntnisse für eine Optimierung der Versorgung liefern, insbesondere da in der hausärztlichen Versorgung in Deutschland hierzu bislang nur wenige Befunde vorliegen.

Ziele: Es soll untersucht werden, in welchem Umfang sich Depression negativ auf verschiedene Faktoren der Compliance auswirkt und welche weiteren Variablen ebenfalls zu Beeinträchtigungen der Compliance führen. Als weiterführende Fragestellung wird geprüft, in welchem Ausmaß ein Zusammenhang zwischen Depression und der Kontrolle des Blutzuckers besteht und ob dieser Zusammenhang durch Faktoren der Compliance moderiert wird.

Methode: Die Analysen basieren auf Daten einer vom Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Technischen Universität Dresden in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Psychiatrie München durchgeführten bundesweiten versorgungsepidemiologischen Stichtags-Studie (DETECT-Studie; www.detect-studie.de). In Rahmen einer Querschnittsstudie wurde von 55.518 Patienten mittels eines Arztbogens u.a. das Diagnose- und Behandlungsprofil von 3.188 Allgemeinärzten dokumentiert. Gleichzeitig haben alle 55.518 Patienten einen Fragebogen u.a. zu ihren soziodemographischen Daten und ihrem Gesundheitszustand ausgefüllt.

Ergebnisse: Bei insgesamt 6585 (11,9%) der Patienten wurde von ärztlicher Seite ein gesicherter Typ 2 Diabetes diagnostiziert. Bei gleichzeitiger Depressivität zeigen sich signifikant erhöhte Odds Ratios (OR) sowohl für Non-Compliance bezüglich der Einnahme von Medikamenten wie auch für Non-Compliance hinsichtlich Aspekten der gesundheitsfördernden Lebensführung. Ebenso zeigt sich eine signifikant erhöhte OR für eine schlechtere Kontrolle des Blutzuckers (erhoben über das HbA1c, Laborwerte aus Akte). In weiteren Analysen ließ sich kein signifikanter Moderatoreffekt der Compliance begzüglich des Zusammenhangs zwischen Depressivität und der Blutzuckerkontrolle nachweisen.

Schlussfolgerungen: Depressivität bei Typ 2 Diabetes Patienten in der primärärztlichen Versorgung ist verbunden mit Problemen bezüglich der Umsetzung von ärztlichen Behandlungsempfehlungen und es bestehen zudem Zusammenhänge mit einer schlechteren Blutzuckerkontrolle. Die Notwendigkeit einer u.a. stärker psychologisch orientierten Behandlung für eine Verbesserung der Versorgung dieser Patientengruppe wird dadurch unterstrichen.

*Förderung: unrestricted educational grant der Pfizer GmbH, Karlsruhe an die TU-Dresden (Prof. Wittchen)